Als erste Saison-Premiere ist im Burgtheater seit Donnerstag Andrea Breths grandiose Salzburger Inszenierung von Heinrich von Kleists letztem Drama Prinz Friedrich von Homburg zu sehen. Das von größter Poesie getragene Sprachkunstwerk, das der geniale Dichter im September 1811, zwei Monate vor seinem Selbstmord, abschloss, basiert auf einem Sujet der preußischen Geschichte: 1675 stürzte sich Landgraf Friedrich von Homburg gegen den Befehl des Großen Kurfürsten von Brandenburg in die Schlacht bei Fehrbellin und besiegte die Schweden. Der Fürst verzieh ihm die Befehlsverweigerung, doch bei Kleist ist alles anders: In seinem Stück, das er „vaterländisch“ nennt, verurteilt der Kurfürst den Prinzen zum Tod.
Andrea Breths kluge, total auf Kleists Sprache konzentrierte Inszenierung stellt die Kontroverse des Prinzen mit dem Kurfürsten in den Mittelpunkt: eine Art Vater-Sohn-Konflikt, denn die beiden sind Rivalen um die Macht. Im stilisierten, von nebelverhangenen Baumstümpfen und abstrakten Räumen dominierten Bühnenbild von Martin Zehetgruber brilliert August Diehl in der Rolle des jungen Prinzen: Er spielt einen egomanischen, irrationalen, unberechenbaren, Ich-verlorenen Schwärmer und Traumtänzer, der in seiner Todesangst sogar die Geliebte verrät. Peter Simonischek gibt seinen Gegenspieler, den Kurfürsten, souverän als intelligenten, trickreichen Machtpolitiker.
Pauline Knof bezaubert als Prinzessin Natalie, die um ihren Geliebten kämpft und ihn verliert. Denn Andrea Breth ändert den Schluss: Der Prinz wird mit verbundenen Augen zur Hinrichtung geführt, aber im letzten Moment vom Kurfürsten begnadigt und mit Lorbeer bekränzt. „Nein, sagt! Ist es ein Traum?“, fragt er. „Ein Traum, was sonst?“, lautet die Antwort. Bei Kleist scheint alles gut, doch bei Breth stirbt der Prinz an diesem Schock.
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