Opernkritik

Prügel für die Ketzer

25.04.2012

„Don Carlos“-Premiere.

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© staatsoper/poehn
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Der geniale Regieberserker Peter Konwitschny wurde bei der Wiederaufnahme seiner Don Carlos-Inszenierung – anders als 2004 – vom Staatsopern-Publikum gefeiert.

Die Höhepunkte: In „Ebolis Traum“ bereitet die schwangere Prinzessin für den Infanten und die Gäste Elisabeth und Philipp ein Gansl-Essen vor. Die Gans verbrennt, das Pizza-Service (der Marquis Posa!) muss einspringen, Geschenke werden ausgepackt, ein Gitterbett und ein Teddybär. Eine Fantasie vom kleinbürgerlichen Glück der Mätresse mit Blümchentapete und Knabberzeug am Kamin als Slapsticknummer.

Security
Beim Autodafé-Finale, wo die spanischen Granden sich hochleben lassen und die Ketzer auf den Scheiterhaufen verbrannt werden, begibt sich das Publikum in die Pausenräume, während die Abtrünnigen von Security-Leuten durchs Haus geprügelt werden; König Philipp schreitet, umgeben von Paparazzi und übertragen auf Videoscreens, über die Feststiege, eine füllige Marilyn Monroe bittet um Vergebung für die armen Sünder, Fotos von Erschießungen fliegen ins Parkett.

Unter Betrand de Billys souveräner Leitung beeindrucken Adrianne Pieczonka (Elisabeth), Béatrice Uria-Monzon (Eboli) und Ludovic Tézier (Marquis Posa).

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