Queen rockten am Montag in Tampere das letzte Konzert der Rhapsody Tour mit Adam Lambert. Und wohl auch das letzte Konzert ihrer unglaublichen Erfolgs-Karriere. Wir waren dabei.
Tampere/Wien. "We are the Champions - of the World!" Nach 133 Minuten setzten Queen + Adam Lambert diese Message am Montag als logischen Schlusspunkt einer grandiosen Rockshow. Und keiner der 30.000 Fans in der Nokia Arena wollte dem widersprechen. Mit einem ausverkauften Doppelpack in Tampere, Finnland zogen die Rock-Champions Sonntag und Montag einen umjubelten Schlussstrich hinter der Rekord-Show The Rhapsody Tour. Und - so brodelt die Gerüchteküche - wohl auch hinter ihre 51-jährige Erfolgs-Karriere - ÖSTERREICH war beim Finale dabei.
Vom Opener Now I’m Here, zu dem man fast überpünktlich um 20.05 Uhr aus einer projizierten Theater-Kulisse auf die Bombast-Bühne stürmte, bis zum traditionellen Zugaben-Block rund um We Will Rock You zündeten Queen die 25 größten Hits der Musik-Geschichte. Lambert, auch schon 10 Jahre in den übermächtigen Fußstapfen des unsterblichen Freddie Mercury, versuchte sich dabei gleich gar nicht als Freddie-Kopie aufzuspielen, sondern drückte 350-Millionen-fach verkauften Klassikern wie Somebody To Love, Don’t Stop Me Now oder Another One Bites the Dust schon früh seinen eigenen Stempel auf: Beeindruckendes Stimmvermögen, irre Kostüme mit bis zu 10 Zentimeter hohen Absätzen, Nieten oder Zylinder und deutlich mehr Resonanzkörper. Der Lockdown hat ihm sichtlich zugesetzt.
"Mehr Spektakel als der Vatikan"
„Mehr Spektakel als der Vatikan“ gab Roger Taylor einst als Motto für die Queen-Tourneen aus. Auch 2022 ist das noch immer der Fall: die Inszenierung mit einem überdimensionalen beweglichen Video-Screen in 8K-Auflösung, vier Bühnen-Logen für betuchte Fans - das „On-Stage“-Ticket kostete in Tampere satte 1.005 Euro - und ausuferndem Laufsteg setzt wieder neue Maßstäbe. Auch die Show-Einlagen: Bei Bicycle Race rekelte sich Lambert lasziv auf einer Harley, für Killer Queen packte er einen Fächer aus, zu In The Lap Of The Gods ließ man eindrucksvoll die Theater-Kulisse am Screen zusammenstürzen und bei A Kind of Magic zündete May sogar Feuerwerks-Raketen aus seiner Gitarre. So wie einst im legendären 1986er Video.
Als Highlight war auch Freddie Mercury dabei! Bei dem von einem Lichtermeer begleiteten Publikums-Sing—A-Long Love Of My Life stimmte er via Videozuspielung die letzte Strophe an. Da kämpfte nicht nur Brian May mit den Tränen. May, der auch Teile des Auftritts mit seinem Handy mitfilmte („Ich bin jetzt auch auf TikTok!“) war ohnedies der große Zeremonien Meister. Vor allem bei einem Mini-Set am Ende des Steges, da dirigierte er die Fan-Chöre zu ’39. Da holte er für These Are The Days Of Our Lives dann auch Taylor dazu und schließlich für Crazy Little Thing Called Love auch noch Lambert. Eine Mini-Jam-Session in mitten der Fans.
Entschuldigung blieb aus
Spannend nur eine Entschuldigung blieb aus: Das Konzert musste ja wegen dem Ukraine-Krieg kurzfristig von Helsinki ins knapp 200 Kilometer entfernte Tampere verlegt werden. Dafür mussten alle 30.000 Tickets aufgrund der unterschiedlichen Hallen-Konfigurationen sogar sogar ausgetauscht werden. Eine logistische Meisterleistung und ein extra Stress für die Fans. Das hätte sich schon ein „Sorry“ verdient.
Dafür war Drummer Roger Taylor, zuletzt bei der 10 Konzerte umfassenden Heimspiel-Serie in London ja so ausgepowert, dass man seine vier Songs streiche musste und dadurch die Abschieds-Gedanken befeuerte, wieder in Top-Form und übernahm für I’m In Love With My Car den Gesang und bei Under Pressure sogar den David Bowie Teil.
Nach einer Gänsehaut-Version von Who Wants To Live Forever startete mit dem obligaten Gitarren-Solo, das May in luftiger Höhe und vor Planeten-Projektionen darbot, das große Schlussfurioso: Tie Your Mother Down, Radio Gaga, wo Szenen aus Fritz Langs Kultfilm Metropolis gezeigt wurden, und die wohl größte Rock-Hymne aller Zeiten: Bohemian Rhapsody. Da verließ man, wie schon seit 1975 üblich, für den Galileo-Chor-Part die Bühne. „Das kann man nicht live spielen. Das kommt vom Band und deshalb sind wir da auch nicht auf der Bühne.“ Mit dem Rock-Teil war man wieder zurück. May sogar in cooler Cyborg-Verkleidung. Tampere am Ausflippen. Zu Recht!
Aufzeichnung aus dem Wembley Stadion vom Juli 1986
Aber es ging noch mehr, denn zur Zugabe hatte dann wieder Freddie Mercury das Wort. Mit einer Aufzeichnung aus dem Wembley Stadion vom Juli 1986 ließ er das Publikum minutenlang „Ay-Oh“ singen. Danach wurde in der ganzen Halle rhythmisch gestampft (We Will Rock You) und in Umarmung unter Konfetti-Regen mitgeschwenkt (We Are the Champions). Dass sich Adam Lambert dazu die Krone aufsetze war nur würdig und recht: Zur Hymne God Save The Queen gab’s die Schlussverbeugung.
Sollte das wirklich das allerletzte Queen-Konzert gewesen sein so könnte der Abschied nicht glanzvoller sein.
Das war die Setlist von Queen + Adam Lambert in Tampere:
- Intro: Innuendo
- Now I'm Here
- Hammer To Fall
- Somebody To Love
- Killer Queen
- Don't Stop Me Now
- In The Lap Of The Gods... Revisited
- I'm In Love With My Car
- Bicycle Race
- Fat Bottomed Girls
- Another One Bites The Dust
- I Want It All
- Love Of My Life
- '39
- These Are The Days Of Our Lives
- Crazy Little Thing Called Love
- Under Pressure
- A Kind Of Magic
- I Want To Break Free
- You Take My Breath Away
- Who Wants To Live Forever
- Guitar Solo
- Tie Your Mother Down
- Radio Ga Ga
- Bohemian Rhapsody
Zugaben:
- Ay-Oh
- We Will Rock You
- We Are The Champions
- God Save The Queen