Lena Meyer-Landrut erzielte ersten deutschen Sieg seit 28 Jahren.
Nach dem Triumph war er der Erste, der große Töne spuckte. "Ich habe nichts anderes erwartet, ehrlich gesagt", sagte Stefan Raab nur wenige Minuten, nachdem Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest gewonnen hatte. In den Tagen vorher in Oslo hatte sich das noch anders angehört, öffentlich sprach Raab da bestenfalls von einer Top-Ten-Platzierung als Ziel."Wir haben vorher ein bisschen auf kleinlaut gemacht", sagte er nun - ob dem tatsächlich so ist oder ob der 43-Jährige trotz der Lena-Euphorie an den Siegchancen gezweifelt hatte, lässt sich bei dem gerne auf alles mit einem unergründlichen Lachen reagierenden Raab schwer abschätzen.
Immerhin setzte Raab noch am Samstag kurz vor dem Grand Prix-Finale 10.000 Euro bei Buchmachern auf Lenas Sieg - das Geld hatte er beim Bayerischen Fernsehpreis für sein Konzept für "Unser Star für Oslo" gewonnen. Mit dem Gewinn will Raab nun eine Party für Lena und für sein Team spendieren. "Scheiß drauf, wird gesetzt, vielen Dank noch mal an die Bayerische Landesbank", so gewohnt frech beschrieb Raab bei der Sieger-Pressekonferenz von Lena seine Entscheidung, mit dem Geldgewinn zu zocken. Bei dem Auftritt vor der Presse war er, wie stets in den vergangenen Tagen, unmittelbar an der Seite der 19-Jährigen.
Lena überzeugte Europa
Triumph für Lena in Europa: Fast
drei Jahrzehnte nach Nicoles "Ein bisschen Frieden" hat
Deutschland wieder den Eurovision Song Contest gewonnen. Mit ihrem Lied "Satellite"
kam die 19-jährige Abiturientin Lena Meyer-Landrut aus Hannover auf 246
Punkte und so mit großem Abstand auf den ersten Platz der 25
Finalteilnehmer. "Das war definitiv nicht zu erwarten. Ich bin völlig
fertig", sagte der von dem souveränen Sieg überwältigte Jungstar kurz
nach Ende des größten Schlagerwettbewerbs der Welt.
Der Jubel in Deutschland:
Die Begeisterung für Lena dürfte nach dem Erfolg von Oslo noch größere Ausmaße erreichen. Am Sonntagnachmittag wurde ihr in ihrer Heimatstadt Hannover ein überwältigender Empang bereitet. Die von der ARD und dem Privatsender ProSieben gecharterte Lufthansa-Maschine landete pünktlich um 15 Uhr. Dann ging es weiter zum großen Empfang vor dem Rathaus, wo bereits in der Nacht rund 20.000 Menschen ihren Sieg beim Public Viewing mitgefeiert hatten. 37.000 weitere waren es bei der offiziellen Grand-Prix-Party auf der Hamburger Reeperbahn.
Am Sonntag kamen schließlich über 40.000 Fans. Riesenjubel brandete auf, als Lena ihren Siegersong "Satellite" sang. Blumen gab es von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), Grüße von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Lena wie Queen
Als sich Lena in das Goldene Buch der Stadt
eintrug, sagte Oberbürgermeister Stephan Weil überschwänglich: "Noch
nie hat es eine 19-Jährige geschafft, zweimal binnen zwei Monaten im Rathaus
geehrt zu werden." Es gebe keine Jüngere, die sich je in das goldene
Buch eingetragen habe. "Das letzte Mal waren beim Besuch von Queen
Elizabeth so viele Leute vor dem Rathaus", fügte Weil stolz hinzu.
14,69 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten allein in Deutschland den souveränen Sieg Lenas - fast doppelt so viele, wie im vergangenen Jahr eingeschaltet hatten. Weltweit waren es nach Schätzungen mindestens 125 Millionen.
Lena singt den Siegersong:
Lenas 246 Punkte erbrachten erst den zweiten Sieg Deutschlands bei dem Wettbewerb überhaupt. Bisher hatte nur Nicole 1982 mit dem Ralph-Siegel-Song "Ein bisschen Frieden" den Grand Prix d'Eurovision de la Chanson gewonnen, wie er damals noch hieß. Bei einem sehr souveränen Auftritt sang Lena "Satellite" in Oslo in Nuancen anders als gewohnt. Sie bekam am Samstag Punkte aus fast allen Ländern, darunter neun Mal die Höchstzahl von je 12 Punkten - aus Estland, Dänemark, Spanien, der Slowakei, Lettland, Finnland, Norwegen, Schweden und der Schweiz. Nur in fünf der insgesamt 39 abstimmenden Länder ging sie leer aus.
Türkei auf dem 2. Platz
Auf den zweiten Platz kam die
Türkei mit dem Rocksong "We could be the Same" der Gruppe
Manga. Mit 170 Punkten lag sie aber deutlich hinter Lena zurück. Dritter
wurde Rumänien mit dem Popsong "Playing with Fire" des Duos
Paula and Ovi bei 162 Punkten.
Zu einem Zwischenfall kam es im Finale bei dem auf Startnummer Zwei angetretenen spanischen Beitrag des Sängers Daniel Diges: Mitten in der Nummer erklomm ein Zuschauer überraschend die Bühne und mischte sich unter die Begleitgruppe. Das Lied durfte daher nach Ende aller anderen Beiträge wiederholt werden.
Merkel gratuliert
Der 55. Eurovision Song Contest, bei dem
einschließlich der beiden Halbfinale insgesamt 39 Staaten teilnahmen, wurde
von 18.000 Zuschauern in der Telenor-Arena in Oslo verfolgt. Am Sonntag
gratulierte neben vielen anderen auch Merkel der deutschen Siegerin: Der "Bild"-Zeitung
sagte sie: "Ich gratuliere Lena Meyer-Landrut zu ihrem Super-Erfolg in
Oslo. Lena hat mich mit ihrer Natürlichkeit und Herzlichkeit sehr
beeindruckt. Sie ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands."
Nach dem deutschen Sieg findet der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Deutschland statt. NDR-Intendant Lutz Marmor wollte sich noch nicht auf eine Stadt festlegen, Hannover und Hamburg haben die Show bereits für sich reklamiert, in den meisten Ländern wird der Eurovision Song Contest aber in der jeweiligen Hauptstadt ausgetragen. Die Ausrichtung des Wettbewerbs könnte nach Schätzungen bis zu 20 Millionen Euro kosten.
Das Ergebnis des 55. Eurovision Song Contests
1. Deutschland - Lena - "Satellite" - 246
2. Türkei - Manga - "We Could Be The Same" - 170
3. Rumänien - Paula und Ovi - "Playing With Fire" - 162
4. Dänemark - Chanée & N'evergreen - "In A Moment Like This" - 149
5. Aserbaidschan - Safura - "Drip Drop" -145
6. Belgien - Tom Dice - "Me And My Guitar" - 143
7. Armenien - Eva Rivas - "Apricot Stone" - 141
8. Griechenland - Giorgos Alkaios & Friends - "Opa" - 140
9. Georgien - Sofia Nizharadze - "Shine" - 136
10. Ukraine - Aljoscha - "Sweet People" - 108
11. Russland - Peter Nalitch Band - "Lost And Forgotten" - 90
12. Frankreich - Jessy Matador - "Allez! Ola! Olé!" - 82
13. Serbien - Milan Stankovic - "Ovo je Balkan" - 72
14. Israel - Harel Skaat "Milim" - 71
15. Spanien - Daniel Diges - "Algo pequenito" - 68
16. Albanien - Julian Pasha - "It's All About You" - 62
17. Bosnien-Herzegowina - Vukasin Brajic - "Thunder And Lightning" 51
18. Portugal - Filipa Azevedo - "Há dias assim" - 43
19. Island - Hera Björk - "Je ne sais quoi" - 41
20. Norwegen - Didrik Solli-Tangen - "My Heart Is Yours" - 35
21. Zypern - Jon Lilygreen - "Life Looks Better In Spring" - 27
22. Moldawien - Sunstroke Project & Olia Tira - "Run Away" - 27
23. Irland - Niamh Kavanagh - "It's For You" - 25
24. Weißrussland - 3+2 - "Butterflies" - 18
25. Großbritannien - Josh Dubovie - "That Sounds Good To Me" -10