Kollektiv schlüpft in die Rolle von "Brachialfeministinnen" im brut Wien.
"Einen Pfarrer gibt es schon lange nicht mehr im Rabtal und nachkommen wird dorthin sicher keiner mehr", heißt es in der Ankündigung des Theaterstücks "Schwarze Wolle", in dem das steirische Theaterkollektiv Rabtaldirndln ab 14. Februar zur Einkehr lädt. Kurz vor der Uraufführung im brut Künstlerhaus und unmittelbar nach der Ankündigung des Papstes, Ende Februar zurückzutreten, traf die APA zwei der fünf Schauspielerinnen, Gerda Strobl und Gudrun Maier, zum Interview. Gleich zu Beginn stellen die beiden in der Rolle ihrer Alter Egos klar: "Es war keine Absicht von uns, wir wollten die katholische Kirche nicht los werden. Wir haben unseren eigenen Weg!"
Seit zehn Jahren im Team
Bereits seit zehn Jahren schlüpfen Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond, Gudrun Maier und Gerda Strobl in ihre alternativen Identitäten. Fünf "Brachialfeministinnen", die sich in einer Schank heimisch gemacht haben, wo Männern schnell mal ins Gesicht geschossen wird. Ein Motiv übrigens, das sich seit Gründung der Rabtaldirndln durchziehe, wie Maier und Strobl erklären. Die aktuelle "Sexismusdebatte" tangiert die Künstlerinnen nicht, wie sie betonen. Bereits in früheren Produktionen haben sie sich mit dem Klaps auf den Hintern, dem "am Oasch hau'n" beschäftigt, "die Debatte ist nicht unsere Debatte".
Dem versteckten Katholizismus auf der Spur
Und so widmen sich die fünf Dirndln diesmal der "Schwarzen Wolle", dem konservativen Wesenszug der Steirer, dem allgegenwärtigen versteckten Katholizismus, dem Spannungsfeld zwischen Stadt- und Landbevölkerung. "Man sagt ja: Der Steirer ist in der Wolle schwarz. Das hat uns auf die Idee gebracht", erzählen die beiden. "Die ÖVP war ja bei uns lange treibende Kraft." Dennoch wolle man sich nicht an Parteien abarbeiten. "Das Handwerkliche ist bei uns wichtig", lacht Gudrun Maier. "Wir haben für uns alle schwarze Wollunterhosen gestrickt!"
Fragen des alltäglichen Lebens unter der Lupe
Während sich die Schauspielerinnen bisher klar von ihren Alter Egos abgegrenzt haben, finden sich in "Schwarze Wolle" nun jedoch auch Schlaglichter auf "die eigenen Wurzeln und Lebensfragen", wie Strobl erzählt. "Wir sind alle plus minus 30, da stellen sich auch private Lebensfragen zu Themen wie Konsum, Einklang mit der Natur oder auch, ob man die eigenen Kinder taufen soll", so die Schauspielerin. Die Rabtaldirndln suchen und finden Antworten, an denen sie auch ihr Publikum teilhaben lassen.
Als Wolfsrudel auf der Bühne
Die Künstlerinnen selbst sehen sich wie ein Wolfsrudel: "Innerhalb des Rudels sind wir gut, außerhalb schlecht", so Gudrun Maier. "Unser Rudel ist hermetisch abgeschlossen, wir haben unsere eigenen Werthaltungen, Nächstenliebe gilt bei uns nur innerhalb des Kollektivs". Die Rabtaldirndln sind dabei "egozentrisch und nicht groß intellektuell", sie identifizieren sich über ihre Handlungen, "im arbeitenden Tun". Und: "Wie Gott vollziehen sie Rituale". So entwerfen die fünf Frauen "ihre eigenen Exerzitien und forschen nach dem versteckten Katholizismus, den man nicht auf den ersten Blick sieht". Das Leben haben sie jedenfalls schon einmal kurz und bündig zusammengefasst: "gsegn / gschärft / gsoffn / gschmust / gspiebn / gfickt / gfoppt / droschn / gschiedn / gstorbn".
Info
Die Rabtaldirndln feiern mit "Schwarze Wolle" am 14. Februar Uraufführung im brut im Künstlerhaus. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.brut-wien.at.