Karin Beier verdarb mit Regieeinfällen Calderóns „Das Leben ein Traum“ an der Burg.
Theater
Der Autor Daniel Kehlmann antwortete unlängst auf die
Frage, ob er nicht irgendwann einmal ein Theaterstück schreiben und
inszenieren lassen wolle, dass er Vorbehalte gegenüber dem Regietheater
hege, zu dessen gutem Ton es gehöre, alles zu „verfremden“. Karin Beier
fällt in diese Kategorie der Regietheater-Regisseurinnen, die offenbar
glauben, man könne einem Klassiker wie Calderóns Das Leben ein Traum nur mit
Containerladungen an Regieeinfällen beikommen. Das ist tödlich.
Revue
So artete ihre Burgtheater-Inszenierung des großartigen
Stücks, das philosophisch und dramatisch zugleich ist und die erwachsene
Frage verhandelt: „Bestimmt das Schicksal den Menschen oder der Mensch sein
Schicksal?“, als kindische Revue aus. Nicholas Ofczarek als Sigismund, der
vom königlichen Vater der „schlechten Sterne“ wegen jahrelang in einen Turm
gesperrt wird, fährt am Ende mit Hitlerbärtchen garniert in einem
elektrischen Wägelchen und hält Reden; der selbst in dieser Inszenierung
charismatische Peter Simonischek ragt als König Basilius völlig verdattert
aus einer Scheibtruhe; Christiane von Pölnitz als Rosaura verschüttet rote
Farbe, und die Rolling Stones singen Sympathy for the Devil. Während Karin
Beier viele Einfälle hatte, hatten Bühnen- und Kostümbildner keine. Daniel
Kehlmann wird mit seinem Theaterstück noch warten.
Foto: (c) Burgtheater