Buch der Woche

René Freund: ›Mit Liebe sind wir hoffentlich alle konfrontiert‹

Teilen

Ex-Josefstadt-Intendant Freund hat ein neues Buch herausgebracht. 

Rückkehr. Quintus Erlach ist schon ein bemitleidenswerter Kerl: Der Philosophieprofessor ist in sein Elternhaus in der Provinz zurückgekehrt, seine Tochter redet nicht mehr mit ihm, dafür geht ihm ihr Hund auf die Nerven, mit der Ehegattin läuft es auch nicht gut, die Alkohollust lässt sich kaum zähmen und dann hat er auch noch Seeigelstacheln im Fuß! Was sich nach dem Schelmenroman eines Jammerlappens mit „Coming-of-(Old-)Age“-Elementen anhört, wird zu einem brillanten Krimi. Denn Quintus ist nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern auch mit dem Verschwinden einer Frau, die im Dorf den reichen, alten Zillner gepflegt hat. Evelina, Pflegerinnen-Ersatz, will unbedingt herausfinden, was mit ihrer Vorgängerin geschehen ist. Dazu setzt sie ihre speziellen Fähigkeiten ein und bittet Quintus um Hilfe.

Sommerlektüre: Lustig und zum Mitleiden

Melange. Was ist sie nun, diese „Wilde Jagd“? Während der titelgebende Ausdruck im Buch zwar erklärt wird, sich aber auch anders deuten lässt, ist das Genre gar nicht so klar. Roman, Krimi, Ratgeber für deprimierte Philosophen (die Anekdoten großer Köpfe lockern die Handlung auf und sind nicht nur Hinhaltetaktik für den Spannungsbogen), was bist du, „Wilde Jagd“? Egal, denn in diesem Roman ist das Beste mehrerer Genres vereint, das macht diesen Wurf von René Freund zu einem echten Leseschmankerl. Klug, lustig und auch gut zum Mitleiden – ein feiner Begleiter für diesen Sommer. Hoffentlich war es nicht der letzte Schwank von Prof. Quintus Erlach.

Freund im ÖSTERREICH-Talk 

ÖSTERREICH: Tod, Liebe, Alter, Freundschaft, Philosophie – Sie lassen von den großen Themen nichts aus. Welchem Genre würden Sie Ihr Buch zuordnen?

René Freund: Ich liebe es, meine Werke keinem Genre zuzuordnen. Meine Theater-Komödien sind nicht nur lustig. Andererseits sind in allen meinen Büchern Ironie und Humor vorhanden. Mit Liebe und Freundschaft sind wir hoffentlich alle konfrontiert, mit Alter und Tod meist erst ab einer gewissen Lebensphase. Aber das betrifft früher oder später alle Menschen. Gut, wenn einem dann die tröstliche Philosophie zur Seite steht.

ÖSTERREICH: Protagonist Quintus Erlach wird von seiner Frau verlassen und kehrt in sein Elternhaus zurück – was geben uns Kindheitserinnerungen?

Freund: Kindheitserinnerungen sind eine zwiespältige Heimat, denn sie sind nicht immer schön. Bei Quintus vermischt sich eine sehnsüchtige Nostalgie mit schmerzhaften Erlebnissen. Das liegt daran, dass in seiner Kindheit ein Familiengeheimnis begraben liegt, das er im Lauf des Romans entdeckt. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten