Der schottischer Künstler schuf ein aufwendiges Wandgemälde.
Ein Sonnenstrahl bahnt sich den Weg durch die Pforte des Theseustempels, ein weiterer fällt von oben, durch das Deckenfenster, herein. An der Rückwand treffen sie auf ein Labyrinth aus Silber und bringen es zum Leuchten. Ab 18. April bis Ende September ist in dem leeren Tempelraum im Wiener Volksgarten ein aufwendiges Wandgemälde des schottischen Künstlers Richard Wright zu sehen. "Es ist das erste Werk, das speziell für diesen Raum in Auftrag gegeben wurde", erklärte Kurator Jasper Sharp bei der Presseführung am heutigen Dienstag.
Lichtspiele im Theseustempel
Ohne Licht ist es nicht mehr als ein matt glänzender Schatten in einem feinen Gewebe aus silbrigen Linien. Ein großes, leicht schiefes Dreieck, das ein wenig über die Ecken der Rückwand ragt, ein "Spiel mit der klassischen Symmetrie des Raumes", so Sharp. Entstanden ist es in monatelanger Vorbereitungs- und dreieinhalbwöchiger Herstellungsarbeit im Tempel. Unter Verwendung mittelalterlicher, "entsetzlich aufwendiger und überholter" Techniken: Eine Zeichnung auf Karton wird dabei mittels kleiner Löcher im Karton auf die Wand übertragen. Kreide, Kleber und schließlich dünne Streifen von Blattsilber vervollständigen das Handwerk.
Veränderung durch den Lauf der Zeit
Und doch ist das Bild nicht von Dauer. "Es ist zutiefst performativ", erklärte Wright im Gespräch mit der APA. "Es verändert sich durch den Lauf des Sonnenlichts, durch den Blickwinkel des Betrachters und schließlich durch das Material selbst, das mit der Zeit immer trüber wird." Scheint die Sonne direkt auf das Kunstwerk, ergibt sich ein faszinierender Kontrast: die Wand selbst wird strahlend weiß, das Silber fast schwarz, die unbeschienenen Linien bleiben ein Schatten. In fünfeinhalb Monaten wird das Silber getrübt sein - ehe das Kunstwerk ganz entfernt wird. "Das ist wichtig für mich", sagt Wright - die meisten Arbeiten des 2009 mit dem Turner-Preis ausgezeichneten Künstlers sind mittlerweile verschwunden.
Andere Blickwinkel erwünscht
"Wir betrachten ein Bild anders, wenn wir wissen, dass es nicht von Dauer ist", betonte auch Sharp. Für den Theseustempel, den das Kunsthistorische Museum nun seit dem Vorjahr mit jeweils einem zeitgenössischen Kunstwerk bespielt, rechnet er auch diesmal mit starkem Besucherstrom. Die bisherigen Arbeiten seien in direktem Dialog mit dem Haupthaus gestanden, diesmal habe man die "Nabelschnur" ein Stück weit durchschnitten. "Für mich selbst besteht allerdings eine Assoziation mit der Kunstkammer: Dieser Luxus von zeitaufwendigem Kunsthandwerk."
Info
"Richard Wright", von 18. April bis 29. September, Theseustempel Volksgarten (www.khm.at)