Premiere des dritten Soloprogramms "Egostrip" geriet in Wien zum Erfolg.
Aufgrund einer um 15 Minuten verstellten Parkuhr vor Gericht zu landen, ist wohl kein alltägliches Erlebnis. Rick Kavanian bekommt für seinen Auftritt vor dem Richter sogar eine eigene Titelmusik, was ihm dieser umgehend vorhält. In seinem dritten Soloprogramm "Egostrip", das am gestrigen Dienstagabend (5. Februar) im Wiener Stadtsaal seine Österreichpremiere feierte, begibt sich der deutsche Komiker auf kleinteilige Tour durch sein umfangreiches Figuren-Oeuvre, bietet Reisetipps der anderen Art und überzeugt vor allem mittels charmanter, nicht mit dem Holzhammer agierender Spielweise.
Deutscher Comedian mit feiner Klinge
Damit stellt er im Feld der Comediens unserer nördlichen Nachbarn eine recht ungewöhnliche Spezies dar: Wo sich Kollegen wie Mario Barth oder Atze Schröder in den Tiefen des schlechten Geschmacks suhlen (und dafür von ausverkauften Hallen bejubelt werden), agiert Kavanian mit feinerer Klinge. Zugutekommt dem 42-Jährigen, der an der Seite von Michael "Bully" Herbig und Christian Tramitz Erfolge im Fernseh- und Kinobereich einfahren durfte, sein Sprachtalent: Bekannte Figuren wie der wortverdrehende Grieche Dimitri Stoupakis, der weiß, "wo der Mörtl den Bast herholt", oder seine Interpretation der Gebrüder Klitschko, die "wladimisierend und vitalisierend" Werbung für Bier machen, ergänzt Kavanian durch neue Sidekicks.
Analyst zerpflügt alles
Am überzeugendsten gelingen dabei der deutsche Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann sowie eine cholerische Version von Fernsehkoch Alfons Schuhbeck: Während Ersterer dem "realen" Kavanian vor Gericht als Psychologe zur Seite steht und nebenbei dem Publikum seine Motivations-CD "Atmen im Abseits" schmackhaft macht, bildet die Schuhbeck-Variation den Höhepunkt des zweiten Teils. Auf alles und jeden schimpfend, durchschaut er aktuelle Finanzprobleme ("Das griechische BIP sinkt aufgrund falscher Gewürze!"), sieht das Gründübel im "akuten Ingwer-Mangel" und würde am liebsten den Euro vernichten.
Umgang mit Kulturen aberwitzigst
Vorhalten kann man Kavanian höchstens, dass sich die eigentliche Geschichte aufgrund diverser Seitenhandlungen und Zwischenspiele zusehends aufzulösen droht und einige musikalische Einlagen nicht wirklich überzeugen können. Seine Stärken hat der Komiker eindeutig im diffizilen Umgang mit den Kulturen, die er, sich einzig auf seine stimmlichen Talente verlassend, zum Leben erweckt. So gerät ein Wellnessaufenthalt in Mauritius zur "Folter basierend auf Waterboarding mit Heilwasser", entführt Kavanian in die florierende Night-Market-Szene Thailands und wird Hochdeutsch in Bayern "nur als Wahlfach" verortet.
Karfiol als Betäubungsmittel entlarvt
Bedenken, ob beinahe zu Tode gespielte Figuren wie der sächselnde Jens Maul noch für Lacher sorgen können, dürfen getrost ad acta gelegt werden. Dieser agiert als Staatsanwalt mit Tourette-Syndrom, das grüne Auswüchse annimmt. Folglich werden die Zurufe aus dem Publikum in Schimpftiraden mit Kukuruz oder Paradeiser umgesetzt und Karfiol als Betäubungsmittel entlarvt - was den Komiker selbst herzhaft lachend aus seiner Rolle warf. Großer Jubel waren nach knapp zwei Stunden der Lohn für diesen dynamisch vollzogenen "Egostrip".
Info
Rick Kavanian spielt seinen "Egostrip" noch am 6. Februar (Stadtsaal Wien), am 7. Februar im Orpheum in Graz und am 8. Februar in der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Alle Inforamtionen sowie Tickets erhalten Sie unter www.rick-kavanian.de.
