Riesenerfolg für die Premiere des "Vetter aus Dingsda" an der Wiener Volksoper.
Blut rinnt über den Souffleurkasten. Auf diesem ein gemeuchelter Gartenzwerg. Auf der Bühne das riesenhafte Foto eines männlichen Idols, davor eine junge Frau in erotischer Pose. Der Dirigent stößt Tarzan-Schreie aus, ehe er den Taktstock hebt. Musik und Stück beginnen.
Gespielt wird "Der Vetter aus Dingsda" von Eduard Künneke, eine Berliner Operette aus den zwanziger Jahren. Es geht um eine Jugendliebe, die sich nicht erfüllt, um bürgerliche Illusionen, die gestört werden; die Handlung ist kitschig und sentimental, wird uns jedoch in ähnlichen Konstellationen täglich im Fernsehen angeboten. Regisseur Olivier Tambosi lässt von Anfang an keinen Zweifel, dass wir die Story nicht ganz ernst nehmen sollen. Er bricht sie mit ironischen Pointen, mit Zitaten aus Revue und theatralischer Gartenlaube. Das hat viel Witz, doch die stummen Szenen und die Prosa sind ähnlich behäbig wie jene 20 reizenden Gartenzwerge, die auf der Bühne herumstehen.
Hinreißend ist die Musik. Jede Nummer ein melodischer Volltreffer, sensibel orchestriert, reich an instrumentalen Pointen. Künneke, Schüler des Spätromantikers Max Bruch, begann als Opernkomponist, wandte sich erst später und eher widerwillig der Operette zu, womit er großen Erfolg hatte. Die gefühlvolle Eleganz, aber auch die rhythmische Delikatesse der Nummern sind beim Dirigenten Alexander Drcar in allerbesten und beredten Händen.
Auf der Bühne ein gutes Ensemble. Rebecca Nelsen hat eine schöne Stimme, artikuliert aber leider so undeutlich, dass man ihren Text kaum versteht. Ganz ausgezeichnet der Tenor Daniel Prohaska, ebenfalls ein Hausdebutant. Seine Bühnenpräsenz macht ihn sofort zum Publikumsliebling. Johanna Arrouas, Isabel Weicken, Boris Pfeifer, Daniel Johannsen geben ihren Rollen Kontur. Zuletzt einhelliger Beifall, Riesenerfolg.