Für "Die Hauptstadt" wurde der Wiener mit dem Preis ausgezeichnet.
Der Deutsche Buchpreis 2017 geht an den Österreicher Robert Menasse für seinen in Brüssel spielenden Europa-Roman "Die Hauptstadt", der auch für den Österreichischen Buchpreis nominiert ist. Diese Entscheidung der siebenköpfigen Jury wurde am Montagabend im Frankfurter Römer bekannt gegeben.
Europa
Robert Menasse taucht in seinem Roman "Die Hauptstadt" tief in die Brüsseler EU-Institutionen ein. Rund um die Planung von Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Europäischen Kommission entwirft er ein vielstimmiges europäisches Panorama, in dem Geschichte, Gegenwart und Zukunft enggeführt werden.
Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vergeben. Gesucht wird der beste deutschsprachige Roman des Jahres. Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist jeweils 2.500 Euro. Die Auswahl trifft eine siebenköpfige Jury, die jedes Jahr neu besetzt wird und heuer insgesamt 200 Titel gesichtet hat.
Im Vorjahr wurde Bodo Kirchhoff für "Widerfahrnis" ausgezeichnet. Den ersten Buchpreis gewann 2005 der Vorarlberger Arno Geiger mit "Es geht uns gut" - bis heute war er der einzige österreichische Sieger. Mit Jung und Jung konnte dagegen ein österreichischer Verlag zweimal (2010 und 2012) den Siegerroman stellen.
Menasse bat um Applaus für Generaldirektion Kultur
In seiner kurzen Dankesrede betonte ein "sehr gerührter" Robert Menasse, der für die Recherchen zu seinem Roman "Die Hauptstadt" mehrere Jahre in Brüssel gelebt hatte, dass es sich bei der EU um einen "prägenden und unser aller Leben bestimmenden Prozess, den entscheidenden unserer Lebenszeit", handle.
Es kursierten zwar viele Klischees über Brüsseler EU-Beamte, er wolle aber doch darauf hinweisen, dass es eben die Generaldirektion Bildung und Kultur an der Europäischen Kommission gewesen sei, die verhindert habe, dass Amazon mit seiner Klage gegen die Buchpreis-Bindung durchkomme. Damit habe sie auch "das Sterben von Abertausenden Buchhandlungen auf diesem Kontinent" verhindert. Das verdiene auch einen Applaus "für diese manchmal sehr schrullige, manchmal sehr tapfere Institution".
"Ich habe nicht gewusst, dass ich diesen Preis bekomme, aber was ich gewusst habe, dass jeder der von uns Nominierten diesen Preis verdient hätte", sagte Menasse. Auf der Shortlist hatten sich neben dem 63-jährigen Österreicher auch sein Landsmann Franzobel ("Das Floß der Medusa") sowie die deutschen Autoren Gerhard Falkner ("Romeo oder Julia"), Thomas Lehr ("Schlafende Sonne"), Marion Poschmann ("Die Kieferninseln") und Sasha Marianna Salzmann ("Außer sich") befunden.
Als zweiter Österreicher mit Deutschem Buchpreis ausgezeichnet
Nach dem allerersten Buchpreis-Gewinner Arno Geiger (2005 für "Es geht uns gut") ist Menasse der zweite Österreicher, der mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wird. Er befindet sich außerdem auch im Rennen um den heuer zum zweiten Mal vergebenen Österreichischen Buchpreis, dessen Shortlist morgen bekannt gegeben wird.
"Robert Menasses Roman über die Brüsseler Bürokratie ist ein kluges, witziges und nachdenklich machendes Buch, das vieles in einem ist: ein Ideenroman, ein Krimi, ein Buch über europäische Politik und eines über unsere Wirklichkeit und Gegenwart, samt ihren verpassten Möglichkeiten", hob Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) in einer Aussendung hervor. "Ich freue mich sehr, dass Robert Menasse für seinen außergewöhnlichen Roman 'Die Hauptstadt' nun mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde und gratuliere ganz herzlich."