Dichtes Programm vom "Wunder des Lebens" bis zur "Ökonomie der Aufmerksamkeit".
Die Kunsthalle Wien wechselt 2014 vom "Salon der Angst" über die "Wunder des Lebens" zur "Ökonomie der Aufmerksamkeit". So könnte man das Ausstellungsprogramm, das Leiter Nicolaus Schafhausen heute vorstellte, zusammenfassen. Oder so: Die Kunsthalle macht blau und widmet sich dem Nichtstun. Wie man es auch zusammenfasst, eines steht fest: Die Kunsthalle ist "endlich wieder voll programmiert".
Kunsthalle blickt nach vorne
Schafhausen freute sich über "das Ende der Transit-Jahre 2012 und 2013", und auch der Publikumszuspruch im noch bis 12. Jänner geöffneten "Salon der Angst" liege "auf dem Niveau einer erfolgreichen Ausstellung von 2010". Im langjährigen Durchschnitt habe die Kunsthalle Wien rund 120.000 Besucher jährlich gehabt. "Eigentlich läuft es sehr gut", meinte der Direktor, der im Oktober 2012 auf den langjährigen Kunsthallen-Leiter Gerald Matt gefolgt war. Die Resonanz sei sehr gut, die Ausstellung löse "eine sehr produktive Auseinandersetzung" des Publikums aus. Im Museumsquartier startet man das Ausstellungsjahr am 6.2. mit der bisher größten Ausstellung des seit 20 Jahren zusammenarbeitenden belgischen Künstler-Duos Jos de Gruyter und Harald Thys, das "ein gewisser Hang zum schwarzen Humor" (Schafhausen) auszeichnet. Im Zentrum von "Das Wunder des Lebens" steht die originelle Präsentation von 600 Bleistiftzeichnungen, die "so ziemlich alles zeigen, was wir uns vorstellen können", wie die Künstler versprechen. Dazu gibt es in der Lounge die Videos des Duos.
"Ökonomie der Aufmerksamkeit"
Mit "Ökonomie der Aufmerksamkeit" setzt man ab 16.5. den diskursiven Schwerpunkt des Hauses fort. In einem "schönen, sprechenden Raum" werden Künstler-Interviews zum Status quo der zeitgenössischen Kunst als Installation präsentiert und grafisch visualisiert. Mit "Isa Genzken. I Am The Only Female Fool" widmet man sich ab 28.5. den "Nebenwegen" im Werk der deutschen Künstlerin, die "derzeit durch ihre große MoMA-Retrospektive in aller Munde ist", wie Dramaturgin Vanessa Joan Müller erläuterte. "Neue Wege nichts zu tun" setzt sich ab 27.6. anhand historischer und zeitgenössischer Positionen mit Verweigerungshaltungen der Kunst auseinander. "Es wird eine reduzierte Ausstellung, aber nicht die große Leere", so Müller.
Mit "Blue Times" in den Herbst
Mit "Blue Times" geht man ab 3.10. nicht nur auf kulturhistorische, sondern auch auf geografische Entdeckungsreise nach der Bedeutung der Farbe Blau in unterschiedlichen Kulturkreisen. Die Assoziationsfelder reichten von Yves Klein bis zu den Blauhelmen der UNO, von den Blue Jeans bis zum Blue Collar Worker, hieß es. "Mittlerweile ist mir auch bewusst, dass Blau in Österreich anders konnotiert ist als in anderen Ländern", merkte Schafhausen schmunzelnd an. Zum Abschluss wird Curator in Residence Gareth Long ab 14.11. alle 14 erhaltenen Versionen des 1930-1970 von US-Hobbyfilmer Melton Barker gedrehten Kurzfilms "Kidnappers Foil" als Videoinstallation zeigen. Schafhausen: "Das ist auf einem hohen Niveau sehr unterhaltsam."
Einrichtung im Umbau
Die Kunsthalle am Karlsplatz wird derzeit noch saniert und umgebaut. Anfang März soll das Café unter einem neuen Pächter mit neuem Konzept wiedereröffnet werden. Der öffentliche Raum wird von Jänner bis Mai von Pierre Bismuth und danach von Michael Beutler bespielt. In den Ausstellungsräumen, die künftig gleichberechtigt mit den MQ-Hallen bespielt werden sollen (Schafhausen: "Wir wollen keine Unterscheidung treffen, nur weil der Raum kleiner ist."), startet das Programm am 11.3. mit der deutschen Malerin Silke Otto-Knapp, die bei "Questions of Travel 1" Werke des wenig bekannten schwedischen Munch-Zeitgenossen Carl Fredrik Hill mit einbezieht. Ehe man im Herbst den "Preis der Kunsthalle Wien 2014" präsentiert und die hybriden, als Instrumente und Skulpturen fungierenden Objekte des US-Künstlers Tony Conrad zeigt, regiert im Juni "Der Brancusi-Effekt. Der archivarische Impuls". Dabei soll das Sockel-Werk-Verhältnis anhand von historischen Brancusi-Fotos und zeitgenössischen Skulpturen thematisiert werden. "Der Ort Karlsplatz als solcher ist ja auch eine Skulptur und hat ein Sockelproblem", sagte Schafhausen, der es "interessant" findet, dass das Wien Museum am Karlsplatz verbleibt und dabei eine "wahnsinnige Chance" der Neuausrichtung der Kräfteverhältnisse aller an diesem Standort arbeitenden Institutionen und eine "hochspannende Stadtentwicklung im innerstädtischen Raum" sieht. "Persönlich hätte ich es mir auch woanders vorstellen können", fügte er als "Privatmann" hinzu. Stadtentwicklung an der Peripherie, zumal in einer der wenigen wachsenden Städte Europas, dürfe keineswegs ohne künstlerische Institutionen vorangetrieben werden, ob auf der Donauplatte oder am Hauptbahnhof. "Ich sage nicht, dass das eine oder gar DIE Kunsthalle sein muss. Aber man muss sich Gedanken machen, was in zehn oder 20 Jahren sein wird."
Info
Alle Informatioen rund um das neue Programm der Kunsthalle erhalten Sie unter www.kunsthallewien.at.