Opern-Diven in Salzburg: die Festspiele glänzen heuer mit starker Damenbesetzung.
Frauenpower ist heuer in Salzburg angesagt. In den Festspiel-Opern treten Sängerinnen auf, die in den letzten Jahren europaweit zu Publikumslieblingen avancierten. Etwa Elisabeth Kulman. Die hätte schon vor vier Jahren in Salzburg Mozart singen sollen, doch veränderte sich damals ihre Stimme. Ihr Sopran wurde zum Mezzo, und das irritierte Veranstalter. Daher wird jetzt ihr Orpheus in Glucks Orfeo ed Euridice (Premiere: 31. Juli) zum Festspiel-Debut, und zum ersten Mal arbeitet sie auch mit dem Dirigenten Ricardo Muti zusammen, der die Kulman aus einem Dutzend Mitbewerberinnen auswählte.
"Opernfantasie"
Eröffnet wird das Opernprogramm der
Festspiele 2010 allerdings schon vorher (27. Juli) mit der Uraufführung von
Wolfgang Rihms Dionysos. Vom Komponisten wird das Stück bewusst als "Opernfantasie“
bezeichnet, weil die tradierte Dramaturgie einer theatralischen Handlung
kaum beachtet wird. Ein "hoher, heller, sehr tonangebender Sopran“ (so
Rihm) dominiert neben zwei Männerstimmen. Naheliegend, dass die Wahl auf Mojca
Erdmann fiel, die seit zwei, drei Jahren dank technischer Perfektion und
juvenilem Timbre zu den stärksten Newcomern im Sopranfach zählt.
Patricia Petibon, Frankreichs Sopranvirtuosin, wird in diesem Sommer die Titelrolle in Alban Bergs Lulu singen. Sie hat sich darin schon vergangenen Winter am Opernhaus Genf erprobt, um "zu wissen, wie ich mir diese Mörderrolle einteilen muss“.
Ausverkauft
In Gounods Romeo et Juliette, einer Wiederaufnahme,
wird Anna Netrebko
die Julia singen. Vor zwei Jahren musste sie absagen, weil sie ihr Kind
erwartete. Jetzt wird der Auftritt fünfmal nachgeholt – alle Vorstellungen
mit der Netrebko waren schon vor Monaten total ausverkauft. Denn
Salzburgbesucher kommen nicht nur wegen eines Programms, sondern mehr noch
wegen starker Bühnenpersönlichkeiten. Ein Kennzeichen des gehobenen
Festspiel-Tourismus.
Daher ist auch Bellinis Norma begehrt, obwohl diese Oper nur konzertant aufgeführt wird. Aber es ist wohl die letzte Gelegenheit, die große Edita Gruberova (63) nochmals in der Titelrolle erleben zu können.