Politik brüskiert
Salzburg narrte Welser-Möst
17.02.2010
Franz Welser-Möst, Star-Dirigent und neuer Musikchef der Wr. Staatsoper, wurde von Salzburgs LH Burgstaller an der Nase herumgeführt.
Franz Welser-Möst verhandelte seit Juli 2009 mit Salzburgs LH Gabi Burgstaller über eine brisante Veränderung der Osterfestspiele: Da man dort mit der herrschenden Situation – den Berliner Philharmonikern als Stamm-Orchester – nicht zufrieden war, ersuchte man Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker um ein Konzept für eine „Wiener“ Lösung. Das Resultat: Welser-Möst und die „Philis“ wurden von der Politik brüskiert; auch Hinweise auf mögliche Betrügereien der Geschäftsführung wurden einfach ignoriert.
ÖSTERREICH: Was wollten die Salzburger von Ihnen?
Franz
Welser-Möst: Man kam auf uns zu und teilte uns mit, dass man mit
der herrschenden Situation nicht glücklich sei und dass eine Lösung
Welser-Möst
Wiener Philharmoniker bei den Osterfestspielen sinnvoll wäre. Daraufhin kamen wir am 1. Juli zu einem ersten Treffen mit einem Konzept, das den Herrschaften gefiel. Man gab uns im Büro Burgstaller zu verstehen, dass man das so machen möchte. In der Folge gab es drei weitere Treffen, und es wurde strengste Geheimhaltung vereinbart. Schließlich erfuhren wir, dass Alexander Pereira schon davon wusste und lasen in den Zeitungen, dass die Berliner Philharmoniker weiter in Salzburg bleiben.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie reagiert?
Welser-Möst:
Ich verlangte von Frau Burgstaller eine Entschuldigung dafür, dass man meine
Zeit vergeudet hat. Ich veranstalte doch kein Wettrennen Simon Rattle –
Welser-Möst.
ÖSTERREICH: Die Berliner bekommen künftig sogar mehr Geld ...
Welser-Möst:
... was auch eigenartig ist, da man uns mitgeteilt hat, dass es nicht mehr
Geld gibt.
ÖSTERREICH: Erhielten Sie damals Einblick in die
Geschäftsgebarung der Osterfestspiele?
Welser-Möst:
Clemens Helsberg und ich haben uns das gemeinsam angeschaut, und es kam uns
einiges komisch vor. Diesen Eindruck habe ich damals der Frau Burgstaller
übermittelt. Es ist doch seltsam, wenn jemand 650.000 Euro Büroaufwand
angibt. Da muss doch etwas Anderes dahinterstecken.
ÖSTERREICH: Das heißt, man wusste schon damals von den
Betrügereien?
Welser-Möst: Die Frage ist, was wusste
man? Was wollte man wissen ...?