Salzburger Festspiele

"Rienzi" als Wagner-Entdeckungsreise

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Konzertante Aufführung des Opernfrühwerks mit Philippe Jordan brillierte.

Große Oper ist zumeist zu erwarten, wird ein Werk von Richard Wagner auf den Spielplan gesetzt. Im Falle des „Rienzi“ jedoch versuchte sich der Mittdreißiger buchstäblich an der „Grand opera“, dem damals üblichen französischen Vorbild. Im Wagner-Jahr bringen die Salzburger Festspiele das ausladende Frühwerk in konzertanter Form auf die Bühne der Felsenreitschule – dankenswerterweise in einer gekürzten Fassung. Unter der Leitung von Philippe Jordan sorgten das Gustav Mahler Jugendorchester und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor  am Sonntagabend (11. August) , für eine Entdeckungsreise, die alle Stärken und Schwächen des „Rienzi“ offenlegte.

Mit Hang zur Lautstärke realisiert  

Die großen Komponisten seiner Zeit wie Giacomo Meyerbeer wollte Richard Wagner in den Schatten stellen, aus heutiger Sicht wirken die riesigen Massenszenen in wirklich jedem der fünf Akte reichlich antiquiert. Die tragische Geschichte um den römischen Tribunen, dem seine Milde zum Verhängnis wird, inspirierte Wagner zu einer hochdramatischen Musik. Philippe Jordan, Generalmusikdirektor an der Pariser Oper, setzt diese mit Hang zur Lautstärke um. Das Gustav Mahler Jugendorchester darf bereits die großartige Ouvertüre in voller Klangpracht ausgestalten, zwischen federnder Italianita und wegweisenden Anklängen an Wagners späteren chromatischen Personalstil bewegt sich der ganze Abend.

Orchester begeistete Publikum
Dieser jugendliche Sturm des tadellosen Orchesters nimmt auch die Sänger in die Pflicht. Christopher Ventris in der Titelrolle kann da locker mithalten. Ventris ist ein Wagner-Heldentenor, wie er im Buche steht: strahlende Höhe, kraftvolle Mittellage. Dass Ventris nur eine Klangfarbe besitzt, wird dann im berühmten Gebet „Allmächt’ger Vater, blick herab“ deutlich. Hier sind weder sanftes Piano noch ein gemeinsamer Atem mit dem Orchester zu hören.

Sänger erbrachten solide Leistung

Textdeutlicher und stimmlich akkurater ist da Georg Zeppenfeld als Gegenspieler Colonna: Seine wandlungsfähige Bass-Stimme ist ein lieb gewonnener Wegbegleiter der Wagner-Festspielproduktionen. Der lyrisch timbrierende Benjamin Bernheim als Baroncelli, die volle Basskraft von Oliver Zwarg als Cecco del Vecchio und der schnörkellos agierende Martin Gantner als Orsini ergänzen die festspielwürdige männliche Sängerriege.

Sophie Koch schlüpfte in Hosenrolle

Namhaft besetzt ist auch das Liebespaar: Sophie Koch bewältigt die Hosenrolle des Adriano mit hohem Einsatz, reichert ihren schlanken Mezzosopran mit dramatischen Affekten an. Emily Magee wirft als Irene ihren fülligen Sopran in die Schlacht, neigt jedoch zur Undeutlichkeit. Angesichts solch vokaler Opulenz erfreute man sich am luftig-leichten Stimmglanz, die Kiandra Howarth als Friedensbote an den Tag legte.

Wiener Staatsopernchor ließ aufhorchen  

Der wahre Star des Abends waren aber die Wutbürger vom Wiener Staatsopernchor, der die unzähligen Massenszenen mit höchster Intensität zelebrierte. Ob auf oder hinter der Bühne – die Klanggewalt des Chors riss das Publikum mit. Diese höchst wirkungsvollen Finalszenen entschädigten auch für manche Holprigkeit, welche die Strichfassung mit sich brachte. Das Publikum belohnte den Aufwand mit klangstarken Ovationen.

Info
„Rienzi“, Große tragische Oper in fünf Aufzügen von Richard Wagner. Text von Richard Wagner nach Edward Bulwer-Lytton. Musikalische Leitung: Philippe Jordan. Choreinstudierung: Jörn Hinnerk Andresen. Es musizierten das Gustav Mahler Jugendorchester und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Die Solisten: Christopher Ventris als Rienzi, Emily Magee als Irene, Georg Zeppenfeld als Steffano Colonna, Sophie Koch als Adriano, Martin Gantner als Paolo Orsini, Robert Bork als Kardinal Ovieto, Benjamin Bernheim als Baroncelli, Oliver Zwarg als Cecco del Veccio, Kiandra Howarth als Friedensbote. Die Aufführung wird am 14. August wiederholt; www.salzburgfestival.at

 

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