Salzburger Festspiele

Schwereloses Maschinen - Theater "Sans Objet"

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FranzösischesGastspiel begeisterte mit Akrobatik, Mechanik und Poesie.

Zwei Akrobaten und ein ausrangierter Industrieroboter bescheren Salzburg ungeahnte Theatermagie. "Sans Objet" nennt sich das Gastspiel des französischen Regisseurs Aurelien Bory und seiner Compagnie 111, das den Abschluss der Schauspiel-Produktionen bei den diesjährigen Salzburger Festspielen darstellt. Die Premiere am 24. August ließ das Publikum im Landestheater rund 70 Minuten lang staunen, lachen, weinen. Es ist ein wertvolles Verdienst von Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf, das Festspielprogramm mit "anderen" Theaterformen wie dieser nah am Nouveau Cirque geschulten anzureichern.

Viel Plastisches auf der Bühne
Zu Beginn sehen wir uns einer riesigen, golden schimmernden Plastikplane gegenüber, die sich zu verformen beginnt. Zehn Minuten lang ent-faltet sich das Objekt in meditativer Langsamkeit zu skulptural wirkenden Standbildern, die zum Poetischsten des Festspielsommers zählen. Diese Sinnlichkeit wird jäh zerstört, als zwei Anzugträger (Kostüme: Sylvie Marcucci) die Bühne betreten und den klobigen Roboter unter dem Goldmantel enthüllen. Doch die Maschine schlägt zurück, nimmt die Eindringlinge in den Würgegriff und zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg.

Düstere elektronische Synthie-Sounds  
Diese Hebefiguren, mit düsteren elektronischen Synthie-Sounds im Stile der 1980er Jahre unterlegt (Musik: Joan Cambon), haben etwas wunderbar Schwereloses. Das ist den beiden Akrobaten Olivier Alenda und Olivier Boyer zuzuschreiben, die sich in eleganter Perfektion der Spielwut des Roboters hingeben und die Schwerkraft mehr als nur einmal aufzuheben scheinen. Ebenso elementar ist die Arbeit von Tristan Baudoin, der den Roboter minutiös steuert und zur Magie dieser Produktion entscheidend beiträgt.

Schwebenden Menschen und Bühnenteile

Freilich nutzen sich die endlosen Variationen der schwebenden Menschen und Bühnenteile mitunter ab, beginnt der Abend Längen zu entwickeln. Zeit für Konversation also: Der berühmte Dialog zwischen dem renitenten Computer Hal und dem Astronauten Dave aus Stanley Kubricks Film-Klassiker "2001" wird stimmlich verfremdet im Zerrspiegel zitiert – eine wichtige Hilfestellung zum Verständnis dieser Mensch-Maschinen-Konstellation.

Grandioses Bild
Diese prägt auch das letzte, grandiose Bild des Abends: Die Plane wird wie ein Bühnenvorhang aufgezogen und von innen beschossen. Die dadurch entstehenden Löcher bestrahlt Lichtdesigner Arno Vayrat bedrohlich, ehe die zwei Menschen sich aus diesem Gefängnis befreien können - vermeintlich befreien, denn der Roboter lotst die Hilflosen unerbittlich wieder ins Innere. Die Maschine obsiegt über den Menschen. Der französische Theaterzauber triumphiert über die Festspielmüdigkeit. Langer, lautstarker Jubel eines ergriffenen Premierenpublikums.

Info
"Sans Objet", Gastspiel der Compagnie 111. Konzeption, Regie und Bühne: Aurelien Bory. Robotersteuerung und Programmierung: Tristan Baudoin. Musik: Joan Cambon. Lichtdesign: Arno Veyrat. Kostüme: Sylvie Marcucci. Mit Olivier Alenda und Olivier Boyer. Weitere Aufführungen im Salzburger Landestheater: 25. und 26. August; www.salzburgerfestspiele.at

 
 

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