Zu Gottschalk sagt er aber: "Wir haben Hoffnung, dass er geheilt werden kann."
Der am Sonntagabend ausgestrahlte ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2010“ wurde zur größten Herausforderung in der Karriere von Show-Veteran Thomas Gottschalk: Der „Wetten, dass..?“-Star wurde gleich am Beginn der Sendung mit Christoph Koch, dem Vater des bei einer umstrittenen Wette schwer verunglückten Samuel , konfrontiert.
Das ist das Interview im Wortlaut.
Thomas Gottschalk: „Herr Koch, ich kann mir vorstellen (...), durch welches Wechselbad der Gefühle Sie diese Woche gegangen sind. Unsere Gedanken waren in jeder Phase die gleichen, nämlich: Wie geht es Samuel?“
Christoph Koch: „ Samuels
Zustand – körperlich – sieht so aus, dass er im Bett liegen muss, sich nicht bewegen kann und oben am Hals und Kopf sich auch nicht bewegen darf. Sein Zustand: Er ist unendlich traurig. Es bedrückt ihn, er macht sich Gedanken über seine Zukunft – wie es weitergeht. Also diese Traurigkeit, die macht auch uns allen zu schaffen. Im Moment können wir nicht genau sagen, wie es mit Samuel weitergeht. Er hat Chancen, und wir haben Hoffnung, dass er geheilt werden kann.“
Gottschalk
: „Unabhängig von der psychischen Belastung hat sich in diesem Moment ja auch Ihre ganze Lebensplanung geändert. Sie sind natürlich jetzt da, wo Sie hingehören, nämlich an der Seite Ihres Sohnes in der Klinik: Wie geht es Ihnen eigentlich?“
Koch:„Wie es mir geht, das war die erste Frage von Samuel in der Klinik: Wir sind traurig über Samuels Traurigkeit. Wir weinen und heulen viel als Familie, aber auch gerade diese Familie gibt uns Halt und Kraft. Was wir in diesen letzten Tagen auch an persönlicher Zuneigung, an Herzlichkeit von anderen Menschen, von Freunden von Samuel, erlebt haben, das hat uns geholfen, diese Tage, diese eine Woche zu überstehen. Ich weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn wir ganz alleine gewesen wären. Wir sind auch jetzt noch mit Freunden von Samuel zusammen und trösten uns gegenseitig. Was wir an Hilfe und Unterstützung auch von Mitarbeitern des ZDF erlebt haben, ist großartig und unbeschreiblich. Und ich weiß ja, wie viele jetzt zuhören womöglich, und ich sage das jetzt nicht aus einem journalistischen Trick oder damit das für die Öffentlichkeit groß wird, sondern: Wenn mir ein Mitarbeiter unter vier Augen sagt, dass das sein zweitschönster Tag war, als er gehört hat, Samuel hat Bewegungen in den Beinen (...), dann ist das weit mehr als journalistisches Interesse. Und dieses Gefühl, diese Anteilnahme, dem auch entgegenzukommen, deshalb sitze ich ja auch hier: Das ist echt, und das erfahren wir auch.“
Gottschalk:„Sie müssen sich ja auf ganz verschiedene Szenarien einstellen, Ihre Frau ist im medizinischen Bereich tätig, was natürlich auch ein Vorteil für Samuel (...) ist: Wie kann es für Sie weitergehen?“
Koch: „Also im Moment planen wir von Halbtag zu Halbtag und von Tag zu Tag. Die Frage, wie es weitergeht (...), kann ich jetzt noch nicht beantworten. Dort in der Klinik treffen wir ja auch auf andere Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben und die im Gegensatz zu uns allein damit fertig werden müssen (...). Wir haben den Segen und Fluch dieser Öffentlichkeit (...). Ich möchte noch was dazu sagen, wie es mit Samuel weitergehen kann: Also bewusst bekommen wir von den Ärzten keine Prognosen. Die wollen uns nicht zu viel Hoffnung machen. Mit Sicherheit wird es ein monatelanger Prozess werden, bis Heilung sichtbar wird. Das ist schon hart genug, da brauchen wir Geduld, und die bekommen wir (...) von Freunden von ihm, von Mitchristen: Am Telefon haben sie gemeinsam mit uns Gottesdienst gefeiert, und wir wissen, dass er viele Besuche bekommen wird; dass uns das alles weitertragen wird, auch wenn es Monate gehen wird.“
Gottschalk: „Aber Herr Koch (...), für mich und für alle, die damit zu tun haben, ist natürlich das Entscheidende: Gibt es zumindest Anlass zur Hoffnung? Also die Ärzte haben Ihnen die Hoffnung gegeben, dass Samuel gesund werden kann?“
Koch: „Ja, also das wissen wir seit gestern, dass es guten Anlass zur Hoffnung gibt. Das ist auch das, als der Mitarbeiter gesagt hat, das ist der zweitschönste Tag in seinem Leben nach der Geburt seines Sohnes, da hat er vielleicht noch seine Frau vergessen, aber das ist so berührend. Das ist toll.“
Gottschalk: „Wenn es überhaupt einen positiven Aspekt dieser Geschichte gibt, dann ja sicher dieses Gefühl, das Sie gespürt haben, das auch ich gespürt habe: Das öffentliche Interesse ist nicht Neugier, sondern Anteilnahme. Ich habe Hunderte von Mails bekommen, von Anrufen, die mich alle gebeten haben, diese guten Wünsche an Samuel weiterzugeben, was ich hiermit tue – und ich Sie bitte, dies auszurichten. Wollen Sie hierzu noch etwas sagen?“
Koch: „Ja zu dieser Öffentlichkeit, das ist für uns ein Glücksfall gewesen. So verrückt es klingen mag, dass das in der Livesendung vor Ort passiert ist, wo alle Ärzte direkt richtig reagiert haben. Und so makaber es klingen mag: Dass es mir als Vater passiert ist, ist auch in gewisser Weise was Glückliches: Wenn es einem seiner Freunde und Mitfahrer passiert wäre, das wäre für diese jungen Kerle schrecklich gewesen. Ich kann das mit Samuel verarbeiten, und wir haben auch schon miteinander gesprochen darüber. Das Schönste, was ich jetzt noch mitteilen kann, ist ein Gruß von Samuel aus der Klinik. Ich habe mit ihm gesprochen, dass ich diese Aufzeichnung machen werde, und er hat mich gebeten, Grüße zu sagen an alle, die das jetzt sehen, und ich soll auch sagen, dass er wunderbar aufgehoben ist bei den Betreuern, Pflegern und Ärzten.“
Gottschalk: „Danke, Herr Koch. Grüßen Sie bitte Samuel zurück und garantieren Sie ihm: Mein persönliches Interesse wird auf jeden Fall bei euch bleiben – und wir lassen euch da nicht alleine.“
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