Otto Schenk startet mit neuer Inszenierung an der Wiener Staatsoper durch.
Nach 42 Jahren nimmt Otto Schenk seine legendäre Rosenkavalier-Inszenierung an der Staatsoper wieder auf. Dazu das Interview über die Rückkehr an die Stätte seiner Triumphe.
ÖSTERREICH: Wie gefällt Ihnen Ihre alte "Rosenka-valier“-Inszenierung?
Otto Schenk: Das ist eine geliebte Antiquität, und ich versuche, mit den neuen Sängern sie wieder zum Leben zu erwecken. Die Oper von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ist genial, voller Wahrhaftigkeit, mit verräterischen Details, großen Gefühlen, die mitten ins Herz treffen, wunderbar theatralisch und komödiantisch. Der Rosenkavalier ist eine diffizile, ganz moderne Partitur, die in die Zukunft weist und Scharen von Neuerern überlebt hat. Dieses Stück weckt in mir ungeahnte Pseudokräfte, meine Verehrung für Strauss und Hofmannsthal wächst mit jeder Probe.
ÖSTERREICH: Strauss nannte den "Rosenkavalier“ eine "Wiener Komödie“ …
Schenk: Da hat er ganz recht, und das Libretto von Hofmannsthal spielt dabei eine große Rolle. Das ist sprachlich und feministisch ein Wunderwerk. Die kluge Marschallin stellt die Liebe über das Gesetz, weil sie in einer aufgezwungenen Ehe lebt. Sie verzeiht ihrem Geliebten Octavian den Treuebruch, und seine Ehe mit Sophie ist eine Liebesheirat. Die Sophie ist ein erstaunlich revolutionäres Mädchen: Im Kloster wurde sie zur Hemmung angeleitet, trotzdem empört sie sich gegen ihren Vater, der sie mit dem zudringlichen Ochs verheiraten will. Sie schmeißt ihren Bräutigam hinaus und übernimmt am Schluss das Ruder.
ÖSTERREICH: Was haben Sie an Ihrer Inszenierung verändert?
Schenk: Alles, was nicht mehr gestimmt hat. Das Bett, in dem die Marschallin und Octavian die Nacht verbracht haben, wird wichtiger. Falsche Gänge kommen weg, der Wirbel wird stärker. Die Hausmeistersymphonie beim Hinausschmiss des Ochs wird mit großer Energie neu aufgeladen. Solche Nummern müssen gut geprobt sein, denn sie verwelken im Repertoire.