Bonner Oper

Schlingensief trennt nach Streit Musik und Darstellung

22.08.2007

Das ist wohl einmalig in der Operngeschichte: Wegen Auffassungsunterschieden zeigt Schlingensief eine Oper szenisch und musikalisch getrennt.

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

Eine Inszenierung des Aktionskünstlers und Regisseurs Christoph Schlingensief (46) an der Bonner Oper sorgt für Turbulenzen.

Novum der Operngeschichte
Bei der für den 2. September geplanten Uraufführung der Oper "Freax" des Münchner Komponisten Moritz Eggert werden Musik und szenische Darstellung getrennt und zeitversetzt dargeboten - wohl erstmals in der Operngeschichte. Die Musik wird laut einer Opernsprecherin auf der Bühne und die Inszenierung in der Pause im Foyer zu erleben sein.

Lösung ohne Streit
Schlingensief und Eggert hätten sich bei der Umsetzung des musikalischen Dramas um die Liebe eines Kleinwüchsigen zu einer Frau in künstlerischen Fragen nicht einigen können, so die Sprecherin am Mittwoch. Keineswegs sei es zwischen beiden zum Streit gekommen. Regisseur Schlingensief sagte, er wolle "jetzt eine strikte Trennung" zwischen der konzertanten Oper und seiner Arbeit. "Das findet aber ohne Feindschaft statt", betonte er: "Das ist jetzt für beide Seiten das Richtige".

"Fremdverstümmelung 2007 - Freax"
Er werde mit seiner Truppe in der Pause im Foyer sein, so Schlingensief, und einen etwa 30-minütigen szenisch-filmischen Beitrag "Fremdverstümmelung 2007 - Freax" als Kommentar "zum Thema Behinderung, wie wir es in die Oper einbringen wollten", zeigen, erklärte Schlingensief. Hauptstreitpunkt beider Protagonisten war die Frage, ob professionelle Sänger oder wirkliche Behinderte auf der Bühne stehen sollen.

Thema "Behinderung" in der Oper
"Wenn eine Oper sich um das Thema Behinderung kümmert, dann darf sie die Behinderten nicht als Beiwerk benutzen, dann sind sie ein Zentralthema, dann haben diese Menschen auch an den entsprechenden Stellen zu singen", forderte der Regisseur. Es könnten "nicht Sänger auf Knien herumrobben und sagen, sie sind kleinwüchsig", meinte Schlingensief. "Das ist lächerlich. Das ist ein zentraler Punkt meiner Auseinandersetzung mit der Oper, und da mache ich nicht mit, das weiß das Bonner Opernhaus auch."

Zur Vollversion des Artikels