Wenn es heute noch eine „Diva“ gibt – Renée Fleming würde diesen Ehrentitel verdienen. Die amerikanische Sopranistin, die hierzulande nur selten zu erleben ist, gehört zu den ganz Großen der Opernszene. In den USA, wo man eine Blume (Renée Fleming Iris), ein Parfum (La Voce by Renée Fleming) und ein Dessert (Diva Renée au chocolat) nach der schönen Sängerin benannt hat, ist sie ein Superstar, deren umfangreiches Repertoire von Händel bis zu Neuer Musik reicht.
An der Wiener Staatsoper singt sie ab morgen dreimal die Gräfin Madeleine in Capriccio, der letzten, der Welt entrückten Oper von Richard Strauss.
Realitätsfern. Die zwischen 1940 und 1942 komponierte dekadente Geschichte vom Musiker Flamand und vom Dichter Olivier, die 1775 in einem französischen Rokokoschloss um die Gunst der schönen Gräfin wetteifern, erscheint angesichts des eskalierenden Massenmords in der Nazidiktatur geradezu schamlos realitätsfern.
„Meine Stimme passt perfekt zu seiner Musik“ „Ich liebe Richard Strauss“, sagt Renée Fleming im Interview mit ÖSTERREICH. „Meine Stimme passt perfekt zu seiner Musik. Er verlangt eine silberne Farbe, und man muss lange Phrasen singen können, das liegt mir sehr. Seine großen Frauenfiguren sind fast wie für mich geschrieben.“
„Vielleicht wollte er sagen: ,Kunst hält uns am Leben‘“ Die vom greisen Meister in der Nazizeit gestellte Frage: „Was ist wichtiger in der Oper, die Musik oder die Dichtung?“ findet sie auch erstaunlich unaktuell: „Vielleicht wollte Strauss absichtlich ein ,Kunst-Werk‘ schaffen, das mit dem Terror des Krieges nichts zu tun hatte. Vielleicht wollte er sagen: ,Die Kunst erhält uns am Leben.‘“
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