Am 8. Oktober feiert der Kabarettist große Premiere im Rabenhof.
In Andreas Vitaseks neuen Programm "Sekundenschlaf" werden sich politische Themen kaum wiederfinden, und wenn, dann "eher im globaleren Zusammenhang. Der Wechsel von Wertigkeiten kommt vor, natürlich das Bankwesen, die Tendenz zu Einsparungen. Sonst geht es eher um den zwischenmenschlichen Bereich, auch wenn der natürlich nie abgekoppelt sein kann von der Politik. Es hat auch etwas zu tun mit der Bewegung von der Stadt aufs Land. Und dann hat es natürlich mit meiner persönlichen Situation zu tun, etwa mit dem Älterwerden. Das ist ja ein Thema, das jeden, der alt wird, beschäftigt", meint der 57-Jährige, der in Wien und im Südburgenland lebt.
Engerl als Affront
Auf den Plakaten für das neue Programm, das Vitasek bereits bei Einspielvorstellungen in Tirol erprobt hat, ehe er kommende Woche damit im Wiener Rabenhof Premiere feiert, ist der Kabarettist als spitzbübisches Raffael-Engerl abgebildet. Ein Indiz dafür, dass seine Figur den "Sekundenschlaf" nicht überlebt hat? Ein letaler Frontal-Crash komme keiner vor, versichert Vitasek und erklärt das Sujet kunsthistorisch: "Diese beiden Engel aus dem Bild der Sixtinischen Madonna waren eigentlich ein Affront von Raffael gegenüber dem Papst, der ihn wahrscheinlich zu sehr gedrängt hat, endlich fertig zu werden. Da hat er die zwei Engel dazugemalt, die zum ersten Mal in der Kunstgeschichte nichts zu tun haben, sondern nur herumlümmeln. Das ist praktisch ein Statement für die Entschleunigung, für das Ausruhen. Insofern hat mir das sehr gut gefallen."
Zwölg Geschichten im "Sekundenschlaf"
In "Sekundenschlaf", seinem zwölften Soloprogramm, wird Vitasek genau zwölf Geschichten erzählen, die im Verlauf eines Jahres entstanden sind. In dieser Zeit laufe er zwar nicht "wie ein kabarettistischer Vampir" herum, werde jedoch "etwas hellhöriger" für allfällig verwendbares Material. Geändert hat er seine Arbeitsweise: "Früher habe ich nur Notizen gemacht und damit gleich geprobt. Jetzt habe ich das erstmals fertig ausformuliert und schließlich fertige Kurzgeschichten gehabt, die man vermutlich auch so veröffentlichen hätte können. Damit habe ich aber jetzt die Zusatzarbeit gehabt, das für die Bühne wieder reduzieren müssen."
Vorfreude groß vor Wien-Premiere
Das Schreiben habe ihm großen Spaß gemacht, daher könne er sich es durchaus vorstellen, einmal auch ein Buch zu veröffentlichen. "Aber ich will keinen Schnellschuss machen. Wie alle, die ein bisschen mit ihrem Gesicht im Fernsehen sind, bin auch ich gefragt worden, meine Autobiografie zu schreiben. Aber das ist mir zu billig. Eine Autobiografie sollten wirklich nur Leute schreiben, die ein ganz, ganz interessantes Leben führen - Steve Jobs etwa, Henry Kissinger oder Bruno Kreisky. Meine Kindheit in Favoriten habe ich eh schon in meinen Programmen verbraten, das brauche ich nicht noch einmal." Das nächste Programm wäre dann das 13.te. Schon Angst davor? "Nein, ich bin kein Zahlenmystiker. 13 ist für mich eigentlich eine sympathische Zahl. Ich hatte bis jetzt noch kein schlechtes Erlebnis mit ihr. Anders übrigens als Arnold Schönberg: Der hatte große Angst vor der 13. Vermutlich hat er deswegen bei der Zwölftonmusik aufgehört. Er ist an einem 13. geboren und an einem Freitag, 13., gestorben. Wahrscheinlich hat er sich zu Tode gefürchtet."
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
Info
Andreas Vitasek: "Sekundenschlaf", Rabenhof, Premiere: 8. Oktober, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 8.-10., 16./17., 22.-24., 29.-31.10., 5., 6., 18.-20.11., 4./5., 12./13.12.; Karten: 01 / 712 82 82, www.rabenhoftheater.com