Bei großer Hitze hatte gestern „Jedermann“ in Salzburg Premiere.
Festspiele. Wie aus dem Vorjahr erinnerlich, ist schon der Auftakt ungewöhnlich: Gleich einem mittelalterlichen Totentanz zieht die Jedermann-Gesellschaft vom Café Tomaselli auf den Domplatz. Die Bühne ist eine betont schlichte „Pawlatschen“, auf der eine Miniaturstadt mit Minihäusern und Minikirche steht.
Lebemann. Cornelius Obonya, seit 2013 der Jedermann, trägt feines Tuch aus den 1920er-Jahren, der Entstehungszeit der Max Reinhardt’schen Festspiele. Er wirkt nicht unsympathisch, verkörpert einen feisten Lebemann mit absehbarem Ablaufdatum.
Seine Buhlschaft ist, wie bereits im Vorjahr, Brigitte Hobmeier: Sie ist auf der Bühne präsent, attraktiv und durchaus sexy! Sie kommt in knallroter Robe sehr sommerlich auf einem Fahrrad dahergeradelt.
Die Verliebten rennen einander nach, herzen und küssen sich. Die Buhlschaft wirft sich auf den Boden; sie spreizt die Beine. Mieder und Strapse werden sichtbar. Jedermann wirft sich über sie. Später wechselt sie ihr Outfit – was keine Buhlschaft vor Hobmeier gewagt hat –, lüpft ihr Röckchen („Höschenblitzer“) und macht im transparenten Oberteil gute Figur.
Masken. Die Tischgesellschaft in Julian Crouchs und Brian Mertes’ origineller und intensiv mit Puppen, Masken und Skeletten manövrierender Jedermann-Deutung wirkt wie im mittelalterlichen Mysterienspiel. Man tanzt zu Alter Musik, aber auch zu Sounds der 1920er-Jahre. Bis unter dem Tischtuch ein schlaksiger, weißer Tod (Peter Lohmeyer) hervorkriecht und dem Treiben ein Ende bereitet. Bezaubernd: Sarah Viktoria Frick als Gute Werke. Witzig: Simon Schwarz als Teufel.