ÖSTERREICH-Interview
Wurst: "Möchte Song Contest moderieren"
11.05.2014Wurst spricht mit ÖSTERREICH-Reporterin Astrid Hofer über den Sieg und weitere Show-Pläne.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie die letzten Minuten vor der endgültigen Entscheidung erlebt?
Conchita Wurst: Ich habe die ganze Zeit nur geweint. Wirklich ständig, weil ich so wahnsinnig dankbar war. Für mich war der Moment wie mein größter Traum, der wahr geworden ist. Dieser Sieg ist das Beste und Größte, was mir je in meinem Leben passiert ist.
ÖSTERREICH: Sie galten schon nach dem Semifinale als große Favoritin. Hand aufs Herz, wie überraschend kam der Sieg wirklich?
Wurst: Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, wirklich nicht. Aber er bedeutet mir unglaublich viel. Weil er zeigt, dass es viele Leute gibt, die nicht in der Vergangenheit stecken geblieben sind, die stattdessen offen sind und voller Liebe. Dieser Sieg ist nicht nur für mich, sondern für alle, die für eine Zukunft mit Liebe und Toleranz kämpfen.
ÖSTERREICH: Vor dem Song Contest ist Ihnen teils ein ziemlich rauer Wind entgegengeweht. Haben Sie je daran gedacht, aufzugeben?
Wurst: Nein, nie. In meinem ganzen Leben habe ich nicht einmal daran gedacht, aufzugeben. Ich habe gewusst, dass da noch etwas kommt und dass ich bereit dafür bin.
ÖSTERREICH: Präsident Putin hat sich öffentlich nicht gerade positiv über Sie geäußert. Möchten Sie ihm etwas retour ausrichten?
Wurst: Ich weiß nicht, ob Putin das liest, aber falls ja, sage ich ganz klar: Wir lassen uns nicht stoppen!
ÖSTERREICH: Sie haben sich während der Song-Contest-Zeit auch sehr für die Gay-Community eingesetzt. Werden Sie das weiter machen?
Wurst: Auf jeden Fall! Ich bin ja selbst Teil dieser Community. Ich träume davon, dass es irgendwann völlig egal ist, welche Sexualität jemand hat, was er macht und wie er aussieht, dass jeder jeden leben lässt, wie er will und keiner mehr über solche Dinge spricht. Bis dahin ist es sicher noch ein weiter Weg.
ÖSTERREICH: Hätten Sie Lust, nächstes Jahr – in Österreich – wieder beim Song Contest anzutreten?
Wurst: Nein. Es gibt so viele tolle Künstler in Österreich. Ich hatte meine Chance. Natürlich hätte ich große Lust, noch mal ein Teil dieser Veranstaltung zu sein. Aber nicht als Sänger. Ich bin mir sicher, da findet sich jemand, der Österreich zumindest genauso gut wie ich vertreten kann. Aber vielleicht moderiere ich ja den Song Contest. Das würde mir gefallen.
ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt nach dem Triumph weiter?
Wurst: Mit ganz viel Arbeit. Ich bin niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Ich will weiter Musik machen. Die Musik ist meine große Liebe, da kann ich meine Gefühle am besten ausdrücken. Und: Ich will immer noch den Grammy!