Aufregung um Votingabsprachen hinter den Kulissen. Nadines Resümee.
Samstagnacht um 0.21 Uhr war es so weit: Aserbaidschan jubelte (für viele Insider trotz schwacher Stimmen zu Recht) über den Sieg beim 56. Eurovision Song Contest. Mit 221 Punkten entschieden Ell & Nikki das Finale vor Italien (189) und Schweden (185) klar für sich.
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Bis zu 1,4 Millionen ORF-Seher drückten zuvor Nadine Beiler
Kritische Stimmen
Doch: Es gab schon während der Show Pfiffe von den 36.000 Zuschauern in der Halle. Und noch in der Nacht wurden hinter den Kulissen kritische Stimmen laut. Erneut hätten sich viele Nachbarländer gegenseitig Punkte zugeschoben. Einige Beispiele:
- Litauen gab Georgien zwölf Punkte und bekam zwölf zurück.
- Das gleiche Spiel spielten Moldawien und Rumänien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien sowie Irland und Dänemark.
- Auch die Skandinavier unterstützten sich gegenseitig: Finnland bekam von Norwegen zwölf Punkte, Dänemark und Schweden tauschten je zehn aus.
Handel mit Jurywertung: Hohe Punkte gegen Geld
Österreich hingegen bekam einzig von Deutschland eine hohe Wertung – dafür gleich 12 Punkte.
Kein Wunder deshalb, dass letztlich für Nadine Beiler nur Platz 18 drin war. „Ich wollte das nicht so wirklich wahrhaben, dass der Song Contest ein Politikum ist und es dabei nicht wirklich um die Musik geht. Doch scheinbar ist das so. Traurig“, resignierte Österreichs Starterin (siehe Interview).
Auch Vorentscheid-Konkurrentin Patricia Kaiser hält Absprachen nicht für ausgeschlossen: „Nach welchen Kriterien die Votings funktionieren, ist mir unklar. Politische Hintergründe sind möglich.“
Insider berichten schon länger von Absprachen im Vorfeld. So wurden Österreich in Düsseldorf und bereits bei der Auftaktshow in Kiew von mehreren Ländern hohe Jurywertungen versprochen – gegen Geld. Und: Callcenter (vor allem im ehemaligen Ostblock) hätten für Telefonvotings engagiert werden können. Österreich lehnte ab – und bekam von den betreffenden Ländern null Punkte.
Erst im Vorjahr hatte man die Abstimmungsregeln geändert: Jury und Publikum bestimmen seitdem zu je 50 Prozent den Gewinner. Damit sollte verhindert werden, dass sich Nachbarländer gegenseitig Punkte zuschanzen. Geholfen hat das offensichtlich wenig.
Nadine: "Das war ein Politikum – traurig"
Punkteschiebereien, ein Siegerduo mit fragwürdigen Gesangskünsten, aber auch zwölf Punkte aus Deutschland: In ÖSTERREICH zieht Stimmwunder Nadine Beiler ihr persönliches Song Contest-Resümee.
ÖSTERREICH: 18. Platz – viele haben sich mehr erhofft. Wie zufrieden sind Sie selbst?
Nadine Beiler: Ich glaube, man kann mir schon gratulieren. Unser Hauptziel war das Finale, der Rest war die Kür. Ich habe mir sicher mehr erwartet, doch das war wieder eine politische Entscheidung. Ich wollte im Finale einmal zwölf Punkte – und das habe ich erreicht.
ÖSTERREICH: Und die kamen ausgerechnet dann vom Erzrivalen Deutschland.
Beiler: Das ist wie Cordoba. Damit habe ich wieder Musik-Geschichte geschrieben. Und das zwei Mal innerhalb von 48 Stunden, das soll mir erst wer nachmachen.
ÖSTERREICH: Aufregung gab es wegen der offensichtlichen Punkteschieberei vieler osteuropäischer Länder.
Beiler: Ich wollte das nicht so wahrhaben, dass der Song Contest ein Politikum ist und es dabei nicht wirklich um die Musik geht. Doch scheinbar ist das so. Traurig.
ÖSTERREICH: Was halten Sie von den Siegern aus Aserbaidschan?
Beiler: Das ist ein nettes Lied, ein Ohrwurm. Aber ich habe sie auch schon mal live singen gehört und das war weniger beeindruckend.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie die Aftershow-Party am Samstag geschwänzt?
Beiler: Ich wollte nach 14 Tagen Gruppentrubel endlich einmal eine halbe Stunde nur für mich allein.
ÖSTERREICH: Ihr Düsseldorf-Resümee?
Beiler: Ich bin froh, dass das Ganze vorbei ist. Ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Jetzt möchte ich einfach ein paar Tage nur schlafen. Und dann geht die Promotion für meine neue CD I’ve Got A Voice los. Dazu gibt’s Anfragen von Blue, Bosnien und der Slowakei für eine Zusammenarbeit. Allein deshalb war die Teilnehme für mich ein Erfolg.
ÖSTERREICH: Werden Sie irgendwann wieder am Song Contest teilnehmen?
Beiler: Frühestens in 20 Jahren. Ich habe das erlebt, es war eine schöne Erfahrung, aber das reicht jetzt auch wieder für ein paar Jahre.
(zet/mud/hoa)