Erste Einzelausstellung zeigt Werkgruppen "Captured on paper_the end" und "Eyes".
Passenderweise während der laufenden Viennale hat die ansonsten weniger kinoaffine Albertina am 29. Oktober mit "Dancing with the End" eine Ausstellung zum Werk von Sonja Gangl eröffnet, das sich zentral mit dem Kino und seinen Bildern auseinandersetzt. Für die erste Einzelausstellung der 1965 geborenen Steirerin sind in der Albertina 70 Werke der beiden Serien "Captured on paper_the end" und "Eyes" zusammengetragen worden, die den (filmischen) Blick ins Zentrum rücken.
Genauer Blick notwendig
Zunächst überraschen die vorwiegend großformatigen Arbeiten just an dem Ort, der für seine grafische Sammlung bekannt ist - erscheinen die Werke doch überwiegend nicht als Zeichnungen. Erst das nähere Hinsehen offenbart die beinahe mechanistische Perfektion der Bleistiftzeichnungen, mit denen Gangl fotorealistisch ihre Motive umsetzt. "Es gehört zum Virtuosesten, das in den vergangenen Jahren im Bereich der Zeichnungen entstanden ist", zollte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder dem Oeuvre der Künstlerin Hochachtung.
Lädt zum Verharren ein
Die eine Hälfte der Exponate besteht aus der Transponierung von letzten Kadern eines Films. Sie habe ihre Sammlung mit den Filmkadern schon Anfang der 1990er begonnen, so Gangl im APA-Gespräch. Mit den Zeichnungen habe sie allerdings erst zehn Jahre später gestartet. Dieses letzte Bild eines Films, das gleichsam als Schwellenmoment zurück in die Realität des Alltags fungiert, fordert den Betrachter bei ihr nun nicht mehr zum Gehen auf, sondern zum Verharren und genauen Schauen. Die typografische variantenreiche Umsetzung des Wortes "Ende", die lange Zeit dem Film eigen war, ist ebenso präsent wie der unbeschriftete Kader, der sich in Gangls Blick als geschichtsloses Bild ohne Kontext präsentiert.
Augen in Großformat
Auch die Augen in Großaufnahme sind ein genuin filmisches Sujet, das in der zweiten Werkgruppe in den Mittelpunkt gestellt ist. Gangls Augen im Großformat blicken aus dem Bild heraus den Betrachter an, wobei auch hier erst bei naher Betrachtung erkennbar wird, dass die Bilder keine Fotografien sind, sondern sich aus dünnsten vertikalen Linien zusammensetzen, die gleichsam wie mikrofilmstreifen aneinandergerückt sind. Dies sei einfach die angenehmste Arbeitsweise für sie, so Gangl: "Dabei habe ich meine Hand am besten unter Kontrolle." So arbeite sie an ihren Großformaten bis zu fünf Monate. Dabei entstammen einige der porträtierten Augen nicht aus Filmen, sondern gehören Freunden der Künstlerin. Im Auge des Betrachters ist allerdings kein Unterschied auszumachen: Die magische Kinoaura ist den Schauspieleraugen genommen - oder den "privaten" gegeben. Je nach Blickwinkel.
Info
"Sonja Gangl. Dancing with the End" von 30. Oktober bis 19. Jänner 2014 in der Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr. www.albertina.at und www.sonjagangl.com