Salzburger Festspiele

Spektakuläres Opern-Wagnis

20.08.2012

Mit Riesenorchester und Pferden auf der Bühne hatten „Die Soldaten“ Premiere.

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© Ruth Walz
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Bernd Alois Zimmermanns einzige vollendete Oper, Die Soldaten, gilt als wichtigste Oper der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wird von Kennern als „Jahrhundert-Oper“, vergleichbar der Lulu von Alban Berg, eingeschätzt.

Mammutwerk
Erstmals wird die monumentale Zwölftonoper mit einem hundertköpfigen Orchester, einer Jazz-Combo, 22 Sängern und 18 Schauspielern bei den Salzburger Festspielen aufgeführt. Ingo Metzmacher dirigiert die Wiener Philharmoniker in der Felsenreitschule, wobei die Streicher und Bläser im Graben sitzen, rechts davon Cembalo, Gitarre, Harfe und Vibrafon, links das Schlagzeug. Auf der Beleuchtungsgalerie unter dem Dach spielen drei Bühnenmusikgruppen.

Meisterwerk
Zimmermanns multimediales Meisterwerk basiert auf der 1775 entstandenen gleichnamigen „Komödie“ des Stürmers und Drängers J. M. R. Lenz und erzählt die Geschichte des naiven Kleinbürgermädchens Marie, das zur Soldatenhure gemacht wird und in der Gosse landet. Die extremistische US-Koloratursopranistin Laura Aikin, die als Lulu weltweit für Furore gesorgt hat, brilliert in der halsbrecherischen Partie der Marie, deren Koloraturen in der Szene im Heu bis zum hohen F reichen.

Pferde
Die Inszenierung von Alvis Hermanis spielt im Ersten Weltkrieg und lässt sich bedingungslos auf die mörderisch schwierige Partitur mit Simultanszenen und Filmprojektionen ein. Es ist witzig, wenn die gelangweilten Offiziere im Kaffeehaus durch rhythmisches Klappern mit Geschirr, Tischen und Sesseln ein zusätzliches Schlagzeug auf der Bühne bilden. Auch sieben Norikerpferde treten auf, die sich von Zimmermanns atonalen Klängen nicht aus der Ruhe bringen lassen und an die ursprüngliche Bestimmung der Felsenreitschule – einer Reitschule – erinnern.

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