Staatsoper
Welser-Möst kritisiert Martinoty heftig
07.03.2011Regisseur versuche, "ein Konzept mit aller Gewalt durchzubringen".
Der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, übt heftige Kritik an Regisseur Jean-Louis Martinoty, der die jüngsten beiden Mozart-Premieren an der Staatsoper szenisch verantwortete. "Wir haben jetzt 'Don Giovanni' und 'Figaro
' mit diesem Regisseur gemacht. Es war ja noch die 'Cosi' geplant, aber das wird so nicht kommen. Jeder macht Fehler, aber da muss man daraus lernen", sagt Welser-Möst in einem am Sonntagabend, 6.3., ausgestrahlten Beitrag des ATV-Kulturmagazins "Highlights": "Die größten Fehler bei diesem Regisseur sind, dass er nicht Willens ist, auf Musik und Sänger wirklich einzugehen und ein sich erlesenes, zusammengelesenes Konzept versucht, mit aller Gewalt durchzubringen."
Meyer spielt Differenzen runter
Er erwarte sich von einem Regisseur neben der Beherrschung des Handwerks, "dass jemand sich intensiv mit der Musik auseinandersetzt und vor allem auch, sich mit mir zusammensetzt und nicht von vornherein das alles abtut, wie wenn das, was im Graben passiert, nur Nebensache wäre", sagt Welser-Möst im ATV-Interview. Staatsoperndirektor Dominique Meyer, der den "Figaro
" trotz aller Medienkritik "nach wie vor eine gute Produktion" findet, versucht in dem Beitrag, die Differenzen herunterzuspielen: "Es gibt manchmal Fälle, wo ein Dirigent und ein Regisseur sich nicht gut verstehen. Das sind Künstler. Das kann man akzeptieren." Auf die Frage "Was werden sie tun?", antwortet Meyer: "Das werden wir sehen." Welser-Möst war für die geplante Neuproduktion der "Cosi fan tutte" in zwei Jahren als Dirigent ebenso vorgesehen gewesen wie Martinoty als Regisseur.
"Mehr ist nicht immer gleich besser"
Plänen von Konzerten im Mahlersaal, aber auch fallweise in der Oper, steht der Generalmusikdirektor skeptisch gegenüber: "Für mich geht es darum: Wie viel an Aufmerksamkeit nimmt es uns gegenüber dem, wofür wir wirklich da sind? Wie viel Konzentration verlieren wir? Mehr ist nicht immer gleich besser." Es sei in dieser ersten Saison, "erwartungsgemäß bei weitem nicht alles gelungen, was auf der großen Bühne passiert, und da müssen wir alle unsere Kraft dahinterstecken, dass das funktioniert".