Sieben Jahre lang hat es nun gedauert, bis Guiseppe Verdis "Don Carlos" wieder im ehrwürdigen Haus am Ring seine Auferstehung auf der Bühne feiern darf. Am 24. April wird der Verdi Oper durch Bertrand de Billy neues Leben eingehaucht und die Staatsoper mit Verdis Klängen erfüllt.
2004 Welturaufführung Im Jahr 2004 kam es an der Wiener Staatsoper zu einer ungewöhnlichen Welturaufführung: "Don Carlos" wurde in der Inszenierung von Peter Konwitschny und Betrand de Billy am Pult erstmals in der fünfaktigen Urfassung von Giuseppe Verdi gespielt. Ein "Ereignis" und ein "Schmuckstück", sagt de Billy im Rückblick. Am kommenden Dienstag feiert die Oper ihre Wiederaufnahme im Haus am Ring. Der Dirigent sprach mit der APA über die "intimere" Langfassung, über seine Ungebundenheit nach dem Abschied vom RSO und über das "wach bleiben" in Krisenzeiten.
APA: Sie haben die Urfassung von "Don Carlos" eigentlich zur Uraufführung gebracht...
Betrand de Billy: Ja, das war wirklich ein Ereignis und unwahrscheinlich wichtig. Bei einer Oper aus 1867! Viele haben damals gedacht, es wird zu lang, und schließlich waren alle begeistert. Ich habe alle Vorstellungen dirigiert - ich dachte, das ist so ein Schmuckstück, das muss man betreuen. Ich war überglücklich, als ich hörte, dass Direktor Meyer das wieder aufnehmen will. Meine Begeisterung ist sogar größer als damals - und ich werde wieder alles dirigieren.
APA: Die Inszenierung von Peter Konwitschny rief zwiespältige Reaktionen hervor...
de Billy: Die Produktion ist quasi legendär geworden, ob man nun dafür oder dagegen ist - es war wirklich ein Wurf. Ich kenne die Regie in- und auswendig - da kann man sich auch bei den Proben gut unter die Arme greifen. Ab dem Moment, wo Konwitschny und ich uns damals auf die Fassung geeinigt haben, war das eine sehr gute Zusammenarbeit.
APA: Die Staatsoper wird ab 16. Juni auch die kürzere, italienische Fassung "Don Carlo" herausbringen...was sind die wichtigsten Unterschiede?
de Billy: Da sind viele Szenen, die mehr Hintergrund liefern: wie der Akt am Anfang, wo man lernt, dass Carlos und Elisabeth sich verlieben, bevor sie überhaupt wissen, wer sie sind. Oder die Szene, wo man die Schwäche des Königs sieht, der so allein ist. Das ist sehr berührend und eine große Stärke des Stücks: Es ist eine intimere, persönlichere, zerbrechlichere Fassung in einer Oper, die sonst sehr massiv sein kann. Und natürlich ist sie französisch - französisch gedacht und auch so komponiert.
APA: Ihr Abschied vom RSO Wien ist bald zwei Jahre her. Jetzt sind Sie viel unterwegs...
de Billy: Ich wollte nach dem RSO keine Position mehr annehmen, denn wenn man das so macht, wie ich es für richtig halte, dann ist man da mit Leib und Seele gebunden. Ich hatte mit dem RSO eine sehr schöne, aber wirtschaftlich sehr harte Zeit. Nun war es gut, wieder zu mir zu kommen, über vieles nachzudenken und neues Repertoire zu erarbeiten, für das ich vorher nicht den Kopf hatte. Es ist mein Luxus, nicht auf der Suche nach einer Position zu sein. Es müsste wirklich ein Haus oder ein Orchester kommen, wo man Lust hat, etwas gemeinsam zu entwickeln, in einer Stadt, in die es mich zieht. Ich glaube an das Schicksal.
APA: In ihrer Zeit als RSO-Chef war das Orchester immer wieder bedroht. Jetzt scheint Ruhe eingekehrt zu sein.
de Billy: Die schwere Zeit hat das Orchester zusammengebracht, auch musikalisch. Und es ist noch da. Aber man muss sehr aufpassen, dass man nach der Überwindung einer Krise nicht denkt, das ist gewonnen. Die Zeiten für die Kultur sind schwer, sogar in Österreich, auch wenn man das mit anderen Ländern nicht vergleichen kann. Nächste Woche spiele ich ein Protestkonzert gegen Kürzungen in Barcelona. Man muss nicht panisch sein, sondern sich wirklich auf die Kunst konzentrieren. Aber man muss wach bleiben.
Info Alle Informationen rund um die Wiederaufnahme von Verdis "Don Carlos" erhalten Sie unter www.wiener-staatsoper.at.
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