Frisches Führungsduo im Haus am Ring - Volksoper startet mit Open-Air-Hitkonzert.
Mit dem Antritt von Dominique Meyer und Franz Welser-Möst als neues Führungs-Duo der Wiener Staatsoper steht der Hauptstadt ein mit viel Spannung erwarteter Musik-Herbst bevor. Doch wenn im Haus am Ring mit Paul Hindemiths "Cardillac" am 17. Oktober die erste Premiere über die Bühne geht, ist die Saison längst angelaufen: Welser-Möst dirigiert zuvor die Neueinstudierung der "Boheme" mit Rolando Villazon (6.9.), die Volksoper feiert eine Open-Air-Eröffnung im Park (3.9.), das Theater an der Wien eröffnet mit Lang Lang (14.9.), und in den Konzerthäusern geben sich Gustavo Dudamel und Riccardo Chailly den Dirigierstab in die Hand.
Staatsoper
Der neue Generalmusikdirektor Welser-Möst steht zu
Saisonbeginn selbst am Pult der Staatsoper: Am 5. September bei "Tannhäuser"
in der Inszenierung von Claus Guth, tags darauf bei "La Boheme", die als
musikalische Neueinstudierung und mit Publikumsliebling Rolando Villazon als
Rodolfo dargebracht wird. Bis Weihnachten steht neben "Cardillac" auch eine
große Neuerung auf dem Kalender: Bei Händels erstmals am Ring gespielter
"Alcina" (Premiere am 14. November) sitzen nicht die Musiker des
Staatsopernorchesters, sondern die Musiciens du Louvre im Graben. Und mit
Jean-Louis Martinotys "Don Giovanni"-Inszenierung nimmt am 11. Dezember
unter Welser-Möst der neue Mozart-Zyklus seinen Anfang.
Volksoper
Die Volksoper
begibt sich für den Saisonauftakt außer Haus: Im Arne-Carlsson-Park treffen
am 3. September Publikumslieblinge, darunter Direktor Robert Meyer, für Hits
aus Oper, Operette und Musical bei freiem Eintritt zusammen.
Operettengeschichte feiert das Haus auch mit der ersten Premiere (7.9.), die
eine Schlager-Parade aus Werken von "Lehar, Straus & Stolz" bereithält. Im
September steht außerdem "Hello Dolly!" für Musical-Freunde (25.9.) auf dem
Programm, ein knappes Monat später (23.10.) Dvoraks "Rusalka" in der
Neuinszenierung von Renaud Doucet.
Vereinigte Bühnen
Während die Musical-Häuser der Vereinigten
Bühnen Wien das Jahr mit "Ich war noch niemals in New York" (Raimund
Theater, wieder ab 4.9.) und dem "Tanz der Vampire" (Ronacher, wieder ab
11.9.) unverändert fortsetzen, geht im Theater an der Wien bis Weihnachten
ein wahrer Premieren-Regen voll großer Namen nieder. Als traditionelles
Eröffnungskonzert steht am 14. September ein bereits ausverkaufter Abend mit
Lang Lang, Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Philharmonikern auf dem
Kalender.
Opern-Premieren
Die erste Opern-Premiere folgt tags darauf mit
Händels "Semele" (15.9.) und bringt Cecilia Bartoli in der Titelrolle. Im
Oktober steht "Ariadne auf Naxos" (9.10.) an, in der Inszenierung von Harry
Kupfer und mit Bertrand de Billy, auch nach Ablauf seines Postens als
Chefdirigent, am Pult des RSO Wien. Und während Dominique Meyer bereits in
der Staatsoper eingezogen ist, präsentiert das Theater
an der Wien am 15. Oktober eine Koproduktion mit seiner früheren
Wirkungsstätte, dem Theatre de Champs-Elysees: "Die sieben Todsünden" von
Kurt Weill. Nach der Mozart-Oper "La finta giardiniera" (Premiere am 12.
November) geht das Opern-Jahr mit Placido Domingo in der im September in Los
Angeles zur Uraufführung anstehenden Oper "Il postino" (9.12.) von Daniel
Catan dem Ende zu.
Konzertsäle
In den Wiener Konzertsälen gehen die Jubeljahre
für Gustav Mahler, Frederic Chopin und Robert Schumann hochkarätig weiter.
Riccardo Chailly bestreitet mit einem Schumann-Schwerpunkt eine
Musikvereins-Residenz zum Saisonauftakt am Pult des Gewandhausorchesters
Leipzig. Von 8. bis 11. September spielen dabei der junge Klavier-Star Kit
Armstrong ebenso wie der Cellist Enrico Dindo. Im Konzerthaus führt zum
dritten Mal das "Spot On"-Minifestival in den Herbst: Am 25. und 26.
September steht diesmal der Nachbar Deutschland im Rampenlicht.
Venezuela
Stark vertreten ist allerdings auch erneut Venezuela:
Nicht nur, dass Gustavo Dudamel schon am 23. September mit den Wiener
Philharmonikern (zunächst im Konzerthaus,
danach im Musikverein)
auftritt, für die heurige Ausgabe der "Proms at Konzerthaus" wurde wie im
Vorjahr ein "El Sistema"-Orchester des venezolanischen Musikjugendprojekts
eingeladen: Das Teresa Carreno Youth Orchestra of Venezuela spielt am 1.
Oktober unter Christian Vasquez.
Ballett
Auch die Staats- und Volksopern-Ballettcompagnie geht
unter Manuel Legris mit einem frischgebackenen Direktor in die Saison. "Das
Staatsballett", so der neue Name, hat nun deutlich mehr Premieren zu
bewältigen: Im Herbst wird mit "Juwelen der neuen Welt" und Choreographien
von Balanchine, Tharp und Forsythe an der Staatsoper (24.10.) und mit "Marie
Antoinette" an der Volksoper (20.11.) begonnen. Im zeitgenössischen Tanz
sind zu Saisonstart mit dem Besuch der Martha Graham Dance Company (11.-17.
Oktober im Museumsquartier) oder dem Gastspiel von Lucinda Childs "Dance"
(29.-30.10.) im Tanzquartier Höhepunkte zu erleben. Für Tanz-Freunde
könnten sich außerdem Abstecher nach St.
Pölten lohnen: Hier wird am 25. September "Engel der Verzweiflung"
von Intendant Joachim Schloemer uraufgeführt, Artist in Residence ist in der
kommenden Saison außerdem der gefeierte marokkanisch-flämische Choreograph
Sidi Larbi Cherkaoui. Er zeigt am 30. Oktober als ersten Streich seine
Kreation "Babel".
Bundesländer
In den Bundesländer-Hauptstädten startet die
Saison 2010/11 auch mit einigen Höhepunkten aus dem Musiktheater:
Uraufführungen stehen zum Beispiel in Klagenfurt,
wo das Stadttheater sein 100-Jahr-Jubiläum feiert, mit der lange
verschollenen Oper "Koukourgi" von Luigi Cherubini (16.9.) und im Tiroler
Landestheater mit "Cadence Macbeth" des gebürtigen Innsbruckers Norbert
Zehm an.