Im Alter von 80 Jahren
Stardirigent Claudio Abbado ist tot
20.01.2014
Am Montag wurde bekannt, dass der 1933 in Mailand geborene Dirigent verstarb .
Der gefeierte italienische Stardirigent Claudio Abbado ist tot. Der gebürtige Mailänder verstarb am Montag im Alter von 80 Jahren in seiner Wohnung in Bologna. "Ich habe es vor kurzem von einem seiner Leibärzte erfahren", bestätigte die Präsidentin der Abbado-Fangesellschaft, Attilia Giuliani, der AFP die Todesmeldung. Abbado litt seit Jahren an Krebs.
Große Verdienste
Gerüchte über eine Verschlechterung des Gesundheitszustands des Maestro kursierten seit Tagen, seit September hatte Abbado jegliche Aktivität suspendiert. Der sensible Maestro hatte am Pult sämtlicher großer Orchester gestanden und nicht zuletzt starke Bindungen an Wien. Noch am 30. August war er von Präsidenten Giorgio Napolitano wegen seiner Verdienste im Kulturbereich zum Senator auf Lebenszeitung ernannt worden
Ehrungen
Claudio Abbado war der Sohn des Musiklehrers Michelangelo Abbado, seine Mutter, Maria Carmela Savagnone, war Klavierlehrerin und Kinderbuchautorin. 1994 erhielt Abbado den Ehrenring der Stadt Wien sowie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Das war Claudio Abbado
Antiautoritär, wortkarg und asketisch: Trotz seines internationalen Ruhms hatte Claudio Abbado nichts von den Allüren eines Stardirigenten. Der gebürtige Mailänder strahlte stets große Ruhe und sanften Charme aus. Seinem Orchester ließ er Spielraum wie nur wenige und forderte es als Partner gleichzeitig bis zum Äußersten. Am Montag ist der Maestro mit 80 Jahren gestorben.
1989, nach dem Tod Herbert von Karajans, wählten die Berliner Philharmoniker unter 13 Dirigenten dessen Nachfolger. Abbado erhielt auf Anhieb die Zweidrittelmehrheit. Er wechselte nach Berlin, doch wollten ihn die Wiener nicht ohne seine Zusicherung ziehen lassen, als musikalischer Berater weiterhin für die Philharmoniker und die Staatsoper tätig zu sein.
In Wien studiert
Schließlich verbanden den in Mailand geborenen Abbado mit Österreich enge Beziehungen: Er studierte in Wien, wurde 1965 mit einer Mahler-Aufführung bei den Salzburger Festspielen international bekannt, war Musikdirektor der Wiener Staatsoper, Generalmusikdirektor in Wien und hatte von 1994 bis 2002 die künstlerische Leitung der Salzburger Osterfestspiele inne. Und der 2003 mit dem "Praemium Imperiale" ausgezeichnete Maestro gründete mit "Wien Modern" das Festival für Neue Musik.
Aus Musikerfamilie
Geboren wurde Claudio Abbado am 26. Juni 1933 in Mailand als Sohn einer Musikerfamilie. Er studierte zunächst am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand Orchesterleitung, Klavier und Komposition und wechselte dann zu Hans Swarowsky an die Wiener Musikakademie, wo er neben Zubin Mehta als wichtigster Schüler des großen Wiener "Dirigentenmachers" galt. 1958 gewann Abbado den Kussewitzky-Preis in Tanglewood/USA. Zwei Jahre später debütierte er als Dirigent an der Mailänder Scala, an der er 1968 leitender Dirigent, 1971 Musikdirektor und 1977 schließlich künstlerischer Leiter wurde.
Seine Laufbahn
In den 80er Jahren zog sich Abbado, der weitere künstlerische Aufgaben als ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker (ab 1971) und des London Symphony Orchestra (ab 1988 auch Musikdirektor) übernommen hatte, allmählich im Streit von Mailand zurück und wandte sich Wien zu. 1986 übernahm er mit der eigens für ihn geschaffenen Position eines Musikdirektors der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker eine neue Aufgabe. Ein Jahr später wurde er zum Generalmusikdirektor der Bundeshauptstadt ernannt. Zweimal (1988, 1991) stand Abbado beim Neujahrskonzert am Pult.
Von 1989 bis 2002 war Abbado Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Seine Stellung als Musikdirektor und Dirigent der Wiener Staatsoper kündigte Abbado allerdings im Oktober 1991 aus gesundheitlichen Gründen. Bis 2014 wäre sein Vertrag als Leiter des von ihm gegründeten Lucerne Festival Orchestras gelaufen. In den vergangenen Jahren absolvierte er zahlreiche internationale Auftritte mit seinem 2004 gegründeten Orchestra Mozart, das seinen Sitz in Bologna hat.
Enge Bande mit der Scala
Scala-Intendant Stephane Lissner umwarb Abbado 2005 für eine Rückkehr als Musikdirektor am Mailänder Opernhaus, der Dirigent lehnte jedoch ab. Trotzdem verbanden Abbado zuletzt wieder enge Bande mit der Scala: Am 30. Oktober 2012 dirigierte Abbado nach 20 Jahren wieder ein Konzert an der Scala. Auch in Wien hat er ab 2011 nach jahrelanger Absenz wieder am Pult gestanden. Zuletzt musste er seine angesetzten Konzerte allerdings bereits aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Das von ihm gegründete Mozart-Orchester in Bologna hatte erst vor kurzem eine Zwangspause angekündigt. Wegen finanzieller Probleme mussten die Aktivitäten des Klangkörpers vorübergehend ausgesetzt werden. Ohne Abbado könne man mit keinen Sponsoren rechnen, hatte die Leitung des Orchesters angekündigt.