Im Vorfeld der heurigen Salzburger Festspiele erregte die Rücktritts-Drohung des neuen Intendanten Alexander Pereira – er wollte 64 Millionen Euro Budget, bekommt aber nur 60 – die Gemüter. Die ist jetzt vom Tisch: „Es denkt niemand mehr an den Rücktritt, weil sich alle auf die Festspiele freuen und sich niemand durch Unstimmigkeiten den schönen Anfang verderben lassen will“, ruft die Präsidentin Helga Rabl-Stadler zur Raison. Und macht Appetit auf „Festspiele der Superlative“.
Tatsache: Noch nie dauerte das Festival so lange wie heuer: 20. Juli bis 2. September; das ist eine Woche mehr als sonst. Noch nie wurden im Vorverkauf mehr Karten abgesetzt: Für die 256 Vorstellungen (wesentlich mehr als sonst!) wurden 20 Prozent mehr Karten als im Vorjahr aufgelegt; und auch verkauft. Wobei es für die heurigen Publikumsrenner wie Jedermann mit Ofczarek, La bohème mit Netrebko oder Die Zauberflöte unter Harnoncourt schon seit Monaten sinnlos ist, sich um ein Ticket zu bemühen.
Mehr Sponsoren und Mäzene als bisher Auch mehr Sponsoren und Mäzene haben die Marketing-Weltmeister Rabl-Stadler und Pereira an Bord geholt: Als sechster Hauptsponsor konnte Rolex gewonnen werden. Was Polemiker wie den Ex-Operndirektor Ioan Holender schon zum Einwand veranlasste, die Festspiele stünden heuer mehr denn je unter der Fuchtel der Sponsoren. Rabl-Stadler: „ein verheerender Misstrauensvorschuss“.
"Wir liegen 20% über dem Vorjahr" Festspiel-Präsidentin Rabl-Stadler über Superlative, Ioan Holender und Anna Netrebko. ÖSTERREICH: Welche Superlative gibt es heuer? Helga Rabl-Stadler: Es gibt mehr Veranstaltungen (256), mehr Karten (260.000), mehr Spielstätten (16), mehr Jedermann-Vorstellungen (13). Wir haben 20 Prozent mehr Karten aufgelegt, und der Vorverkauf liegt 20 Prozent über dem Vorjahr.
ÖSTERREICH: Ex-Staatsoperndirektor Holender und Münchens Opern-Chef Bachler behaupten: Die Festspiele stehen heuer unter der Fuchtel der Sponsoren. Rabl-Stadler: Mir ist diese Verdächtigung der privaten Geldgeber völlig fremd. Weder Pereira noch ich waren jemals damit konfrontiert, dass ein Sponsor seinen programmatischen Willen durchsetzen wollte. Deshalb empfinde ich es als verheerenden Misstrauensvorschuss, wenn Holender und Bachler unseren Geldgebern unterstellen, sie wollten sich programmatischen Einfluss kaufen.
ÖSTERREICH: Superlativisch sind auch die Besetzungen: Netrebko singt „La bohème“. Rabl-Stadler: Netrebko und Beczala sind ein Traumpaar, und beide sind in einer Traumkondition. Was man sich ja in Salzburg kaum zu sagen traut: Das Wetter hier pendelt zwischen schwül und eisig, und die Sänger sind auch wettermäßig gewissen Belastungen ausgesetzt. Ich hab die Anna gerade getroffen, sie war blendend aufgelegt und hat bildhübsch ausgeschaut.
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