Preise für Diehl, Heesters, Happel und Matic - Regie-Preis an Lupa.
Bei der Gala zur 15. Verleihung der Nestroy-Preise für die besten Leistungen der vergangenen Theater-Saison in Österreich sind Montag in der Wiener Stadthalle die ersten Auszeichnungen vergeben worden.
Nestroy-Preisträger
Zu den strahlenden Gewinnern der diesjährigen Nestroy-Preisverleihung zählen Ausgust Diehl, der als Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde und Nicole Heesters, die in der Kategorie "beste Schauspielerin" gewann, "betse Regie" ging an den Polen Krystian Lupa. Der Publikumspreis ging an Maria Happl. Klaus Maria Brandauer wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Weitere glückliche Preisträger der Nestroy-Preisverleihung sind Raphaela Möst, Peter Matic, Peter Gruber und Hans Kudlich. Durch den Gala-Abend führten die kritischen "Staatskünstler" Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer.
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Newcomer Raphaela Möst
Den Nachwuchs-Nestroy durfte die 27-jährige Raphaela Möst für ihre Agnes in Horvaths "Die Geschichte vom Fräulein Pollinger" (Theater in der Josefstadt) entgegennehmen.
Möst freute sich sehr, da sie bisher "nur Unfug" gewonnen habe, etwa einen Nussknacker in einer städtischen Bibliothek oder den Preis für das beste Faschingskostüm, wie sie in ihren Dankesworten sagte.
Beste Nebenrolle an Peter Matic
Der Nestroy für die beste Nebenrolle ging an den 77-jährigen Burgschauspieler Peter Matic, der für seine zahlreichen Rollen, darunter den bereits (halb)toten Kaiser Franz Joseph, in Georg Schmiedleitners Inszenierung von "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus (Salzburger Festspiele und Burgtheater) ausgezeichnet wurde. "Ich muss ein Spätentwickler sein", sagte Matic. "Ich spiele über 50 Jahre und habe noch nie einen Theaterpreis gewonnen."
Beste Ausstattung
Der Wiener Bühnenbildner Hans Kudlich war für seine "Woyzeck"-Bühne im Volkstheater Wien als Sieger in der Kategorie Beste Ausstattung ebenso bereits festgestanden wie der Schotte David Greig (geb. 1969) für sein Terrorismus-Stück "Die Ereignisse", das im Schauspielhaus Wien gezeigt wurde, als Autoren-Preisträger. Der britische Regisseur Ramin Gray überreichte den Nestroy in Abwesenheit des Autors an Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck und hielt die Laudatio. Greigs Stück sei "eine europäische Antwort auf eine europäische Frage", so Gray.
Kritische Staatskünstler
Die "Staatskünstler" (Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer) spielen bei der Nestroy-Gala in ihrer "Staatsvilla" Gastgeber und gestalten den Abend. "Wir wollen das Burgtheater heute Abend nicht kritisieren, sondern loben", versicherte das Kabarettisten-Trio in Bezug auf den Burgtheater-Skandal und nannte etwa die "kreative Buchführung" des Hauses eine bedeutende künstlerische Innovation.
Beste Regie an Krystian Lupa
Der 1943 geborene Pole Krystian Lupa ist für die Inszenierung seiner Dramatisierung des "Holzfällen"-Romans von Thomas Bernhard am Schauspielhaus Graz heute Abend mit dem Nestroy-Preis für die beste Regie ausgezeichnet worden. Weil Lupa verhindert war, nahm Schauspielerin Verena Lercher die Trophäe entgegen.
Bester Schauspieler
Die Auszeichnung als bester Schauspieler nahm August Diehl (38) für seinen "Hamlet" am Burgtheater (Regie: Andrea Breth) entgegen. "Hier Theater zu spielen ist großartig", meinte Diehl in seinen kurzen Dankesworten.
Bundesländer-Aufführung: Nestroy für Nestroy
Beste Bundesländer-Aufführung wurde Susanne Lietzows Inszenierung von Nestroys "Höllenangst" am Theater Phönix Linz. Schon 2006 durfte die 46-jährige in Innsbruck geborene Regisseurin für ihre Inszenierung von "How much, Schatzi?" von H.C. Artmann für das Projekttheater Vorarlberg den Nestroy für die beste Off-Produktion entgegennehmen. Es sei "ganz besonders schön, einen Nestroy für einen Nestroy entgegennehmen zu dürfen", sagte sie heute und lobte die "schier unkontrollierte Freiheit" des Arbeitens am Phönix Theater
Spezialpreis an Peter Gruber
Der Spezialpreis ging an den 68-jährigen Regisseur Peter Gruber, der seit 1973 künstlerischer Leiter und Regisseur bei den Nestroy Spielen Schwechat ist und anlässlich seiner überzeugenden und aktuellen diesjährigen Inszenierung von "Freiheit in Krähwinkel" für über vier Jahrzehnte volksnahe Nestroy-Pflege ausgezeichnet wurde. Er dankte neben den vielen Helfern seiner wichtigsten Mitarbeiterin, "der wunderbaren Christl Bauer", und vor allem dem Autor Johann Nestroy, denn "eigentlich ist das ein Nestroy für Nestroy".
„Schlechtester Schauspieler“ Viktor Orban
Die "Staatskünstler" vergaben im Rahmen ihrer Moderation auch Spezialpreise für den "besten Theaterdirektor-Darsteller" (an Josefstadt-Intendant Herbert Föttinger) und für den "schlechtesten Schauspieler", den die Kabarettisten dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban für seine Darstellung eines zeitgemäßen Staatsmannes verliehen.
Beste Schauspielerin Nicole Heester
Den Nestroy-Preis als beste Schauspielerin durfte heute Nicole Heesters, die 77-jährige Tochter von Tochter von Johannes Heesters, für ihre Darstellung der ewig gestrigen Vera Höller in Elmar Goerdens Inszenierung von Thomas Bernhards "Vor dem Ruhestand" im Theater in der Josefstadt entgegennehmen. Sie nannte ihre Rolle "eine Reise in das Herz der deutschen Finsternis".
Beste Off-Produktion
Beste Off-Produktion wurde "Der diskrete Charme der smarten Menschen" von Ed. Hauswirth und Ensemble nach dem Film "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" von Luis Bunuel, inszeniert von Ed. Hauswirth im Wiener Theater in der Gumpendorfer Straße (TAG). "Bei uns werden die Schauspielerinnen und Schauspieler frisiert und nicht die Bilanzen", wagte TAG-Chef Ferdinand Urbach auch einen Burgtheater-Kalauer.
Publikumspreis an Maria Happl
Der per Online-Publikums-Voting ermittelte ORF III-Publikumspreis ging an Maria Happel, die das mit "whow!" kommentierte. Sie habe seit 30 Jahren ein Verhältnis - nämlich mit dem Publikum: "Wir lieben uns!"
Beste deutschsprachige Aufführung Goethes "Faust"
Als beste deutschsprachige Aufführung wurde Goethes "Faust" in einer Inszenierung des österreichischen Intendanten Martin Kusej am Residenztheater München ausgezeichnet. Kusej holte den Preis nicht persönlich ab.
Der Direktor des den Preis heuer ausrichtenden Theaters der Jugend, Thomas Birkmeir, durfte in der Sitzgruppe der "Staatskünstler" Platz nehmen und über die finanzielle Situation der Theater klagen. Er fiel symbolisch vor dem Kulturstadtrat und dem Kulturminister auf die Knie und bat: "Lasst's uns nicht am langen Arm verhungern, die Theater!" Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) meinte bald danach an derselben Stelle im vom vertraulichen "Du" geprägten Smalltalk mit den Gastgebern in Richtung Birkmeir: "Weiter so!" Naturgemäß erntete er damit unfreiwillige Lacher.
Lebenswerk-Preis an Klaus Maria Brandauer
Traditionell am Ende der Nestroy-Gala stand die Verleihung des Lebenswerk-Preises. Dieser ging heuer an den 71-jährigen Burgschauspieler Klaus Maria Brandauer, der noch kurz vor der Gala im Wiener Rathaus anlässlich der Eröffnung der Lesefestwoche Ronald Pohls Buch "Klaus Maria Brandauer - Ein Königreich für das Theater" vorgestellt hatte. Die Laudatio hielt der ungarische Regisseur Istvan Szabo, mit dem Brandauer u.a. den Oscar-gekrönten Film "Mephisto" gedreht hatte.
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