Das Gutachten der Israelitischen Kultusgemeinde spricht: es existiert Raubkunst im Leopold Museum. Die Grünen starten Polit-Attacke.
Die Bombe ist geplatzt: Ariel Muzicant, Chef der Israelitischen Kultusgemeinde, streitet weiter mit dem Leopold-Museum in Wien. Die Anklage der jüdischen Gemeinde: In der Sammlung Leopold sollen Gemälde hängen, die während der NS-Zeit jüdischen Mitbürgern in Österreich entzogen wurden. Nachdem zuerst nur der Verdacht bestand, leitete die Kultusgemeinde ein Prüfverfahren ein, welches eine äußerst deutliche Sprache spricht.
"Es ist Raubkunst"
Der Streit eskalierte vor allem um
die Bilder "Die Häuser am Meer" von Egon Schiele sowie "Die
Bergmäher" von Albin Egger Lienz, welche laut Muzicant der
Leopold-Stiftung wieder entzogen werden müssten, da sie rechtmäßig im Besitz
jüdischer Erben wären. Der Salzburger Rechtsprofessor Georg Graf, eingesetzt
von der Kultusgemeinde, urteilt jetzt nach Abschluss der Prüfung: "Es
handelt sich um Raubkunst." In sechs exemplarischen Fällen handle es
sich um von Nazis gestohlene Bilder, für die eine Rückgabeverpflichtung
bestünde, falls das Kunstrückgabegesetz zur Anwendung käme, so Graf.
BM Schmied prüft
"Es ist mein politisches Ziel, für
die Sammlung Leopold eine gesetzliche Regelung vorzubereiten, die die
Restitutionsangelegenheiten der Stiftung - analog dem Restitutionsgesetz für
die Bundesmuseen - klar regelt. Die Komplexität der damit verbundenen
rechtlichen Fragen erfordert gute Vorbereitung und Prüfung, ob eine
gesetzliche Regelung für die Privatstiftung Leopold verfassungsrechtlich
möglich ist", betont die Kulturministerin Claudia Schmied (S) zu
den Streitereien um den "vermeintlichen" Kunstraub. Schmied
versucht momentan zwischen den Polen zu vermitteln.
Leopold-Museum im Zwiespalt
Die Leopold Museum - Privatstiftung
reagiert verhalten: So werden die Vorwürfe des Gutachtens von Univ.-Prof.
Dr. Georg Graf erst einmal geprüft. Beispielsweise beanstandet wurde auch
das in der Stiftung Leopold vorhandene Bild "Wally" von Egon
Schiele, welches rechtmäßig "im Eigentum der Erben Lea Bondis"
sei. Die Familie könnte vom Leopold-Museum eine Herausgabe mittels einer
Eigentumsklage fordern.
Grüne starten Polit-Attacke
"Schandmale des
Nationalsozialismus beseitigen" – so der harsche Titel der Aktion der
Grünen gegen das Leopold-Museum. In ihrem „Antragspaket“, das sie im
Parlament einbringen, verlangen sie eine Neufassung des
Kunstrückgabegesetztes. So soll es ingesamt eine Ausdehnung der
Restitutionsverpflichtungen geben, welche auf den ganzen Bund sowie jene
bundesnahen Institutionen abzielen, die der Rechnungshof-Kontrolle
unterliegen.
Sachliche Diskussion bevorzugt
Auch die Leopold-Stiftung würde
somit unter diesen Passus fallen. Das Leopold-Museum spekuliert nun mit
einer Herausgabe zweier Gemälde, um "in Ruhe gelassen" zu
werden, allerdings gäbe es mittlerweile zu viele Personen, die einen
Anspruch darauf erheben könnten. Im Moment wartet die Stiftung das eigene
Prüfverfahren ab und will in eine "sachliche Diskussion"
eintreten.