Der Wettbewerb um die Goldene Palme hat begonnen.
Am ersten regulären Tag der 62. Filmfestspiele in Cannes (bis 24. Mai) haben sich zu den düsteren Themen auch die Wolken über der Croisette zusammengezogen. Nach dem fröhlich, netten Animationsfilm "Up" zur Eröffnung am Mittwochabend stehen jetzt dramatischere Filme am Programm:
Liebesbeziehungen und unstillbares Verlangen stehen bei den ersten drei Wettbewerbsfilmen im Mittelpunkt. Und der Wettbewerb um die Goldene Palme beginnt nun wirklich.
"Thirst"
Um den Durst nach Blut geht es im neuen Film
"Thirst" des südkoreanischen Regisseurs Park Chan-wook. Ein
Priester nimmt freiwillig an einem medizinischen Experiment teil. Das geht
schief, der Mann wird zum Vampir und kämpft um seine Menschlichkeit. Park
Chan-wooks für westliche Verhältnisse überaus brutale Rachedrama "Oldboy"
(2003) wurde auf den Filmfestspielen von Cannes mit dem Großen Preis der
Jury ausgezeichnet.
"Spring Fever"
Eine Dreiecksbeziehung der anderen Art
ist Thema beim chinesischen Film "Spring Fever". Es ist Frühling in Nanjing.
Wang Pings Frau hat den Verdacht, dass ihr Mann sie betrügt. Als sie mit
Hilfe eines Detektivs herausfindet, dass er aber einen Liebhaber statt einer
Liebhaberin hat, beginnt sich eine dramatische Spirale zu drehen. Der
Detektiv wird selbst in ein horrendes Liebesdreieck gezogen. Lou Yes Film
ist bildlich sehr dunkel gehalten. Die Handlung des Films konzentriert sich
vor allem auf ein Appartement und ist vorwiegend mit Handkamera gefilmt.
Langsam werden die Personen vorgestellt, langsam baut sich im Film Spannung
auf, die den Zuseher in den Film hineinzieht. Lou Ye hat in Cannes vor drei
Jahren für Aufruhr gesorgt. Damals zeigte er den Film "Summer Palace" ohne
offizielle Erlaubnis und zog den Zorn der chinesischen Zensoren auf sich.
"Fish Tank"
Auf wen die 15-jährige Mia im Coming-Of-Age
Drama "Fish Tank" eine derart große Wut hat, ist zu Beginn noch nicht klar.
Auf das Leben, auf ihre Mutter, die sich nicht kümmert, ihre ehemals beste
Freundin, die ihr den Rücken kehrt, oder auf sich selbst. In der trostlosen,
grauen Wohngegend in einem Vorort von London fängt es erst dann an besser zu
werden, als der neue, attraktive Freund von Mias Mutter sie in ihrem
Tanztalent ermuntert und sich ein bisschen um Mia kümmert. Andrea Arnold hat
eine tolle Hauptdarstellerin für ihren Film gefunden, die es schafft,
gleichzeitig wütend, aggressiv und verletzlich zu sein. Dramaturgisch hat
Arnold einige gute Wendepunkte geschaffen, glaubt man zuerst, man wird Mia
noch oft bei Prügeleien beobachten, ist sie im nächsten Moment der scheue
Teenager, und muss dann auch noch ihren ersten Liebeskummer erfahren.
Der erste Auftakt ist getan, das Klassentreffen der Altmeister unter den Regisseuren wie Quentin Tarentino, Lars von Trier oder Cannes-Liebling Pedro Almodovar folgt noch.