Dauerregen weichte in der Nacht auf Samstag den Boden am Nova Rock-Festival auf. Die Besucher hielten trotz der widrigen Umstände durch und wurden von Placebo dafür belohnt.
"Ein Festival ist wie eine große Party. Speziell, wenn es nass ist, sollen die Leute eine gute Zeit haben. Darum spielen wir unsere größten Hits und ein paar neue Stücke", sagte Bassist Stefan Olsdal von Placebo vor dem Auftritt seiner Band am Samstag, dem zweiten Tag des Nova Rock. Und tatsächlich bot die Band gegen Mitternacht den auf dem vom Regen der vergangenen Nacht aufgeweichten Gelände in Nickelsdorf ausharrenden Fans eine tolle Show. Das Trio spielte sich durch die Bandgeschichte und präsentierte starke Stücke aus dem Nummer-Eins-Album "Battle For The Sun".
Kaiser Chiefs zeigen Fan-Nähe
Für viel Stimmung hatten auch die Kaiser Chiefs gesorgt. Die Briten brillierten mit einer kraftvollen, ausgelassenen Darbietung, die ebenfalls vor Hits strotze - "Ruby" (ziemlich am Anfang des Set"), "Never Miss A Beat", "I Predict A Riot" und die letzte Nummer "Oh My God" klangen dynamisch und glasklar im Sound. Sänger Ricky Wilson begab sich zwischenzeitlich unter das mit Matsch bespritzte Publikum und zeigte sich mit der feiernden Menge solidarisch. Am Nachmittag hatten Dredg einen hervorragenden Auftritt absolviert und ihr aktuelles, vielleicht bisher breitentauglichstes Album "The Pariah, The Parrot, The Delusion" vorgestellt. "Dabei mögen wir gar keine Festivals, wir spielen lieber in Hallen unsere eigenen Shows, da können wir die Lieder in der entsprechenden Atmosphäre präsentieren", sagte Sänger und Gitarrist Gavin Hayes im APA-Interview. "Aber bei solchen Veranstaltungen wie jener hier kann man neue Fans gewinnen." Das mag Dredg in Nickelsdorf durchaus gelungen sein.
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Chris Cornell macht nun R&B
Eine solides Kraftprogramm zogen Staind ab, ehe Chris Cornell die "Blue Stage" betrat und den Fans ebenso makellosen und melodischen wie routinierten Hardrock darbot. Der ehemalige Sänger von Soundgarden und Audioslave genießt derzeit nach eigenen Angaben die Freiheit, solo auch ein eher R&B-orientiertes Album wie das aktuelle "Scream" herauszubringen. Die mediale Aufregung um den Stilwechsel kann der Amerikaner nicht nachvollziehen: "Ich habe ja zum Beispiel sehr unterschiedliche Rockplatten gemacht, die sich nicht vergleichen ließen. Das hat auch niemanden gestört." Auf der zweiten Bühne, der "Red Stage", wurde auch kräftig gerockt. Killswitch Engage machte ihr witziger Auftritt ebenso Spaß wie der tobenden Menschenmenge. Die"Supergroup" Chickenfoot poste herrlich im Stil einer ehrwürdigen 80er-Metal-Band (mit einem stimmkräftigen, gut gelaunten Sammy Hager am Mikro) und In Extremo können sich ohnehin auf ihre treuen Fans verlassen. Die Deutschen, die Heavy Metal mit Instrumenten aus dem Mittelalter spielen, waren erstmals Headliner auf einer Nova-Rock-Bühne.
Zufriedene Bilanz
Die Einsatzkräfte zogen einmal mehr angesichts des großen Andrangs eine recht zufriedene Bilanz. Bei der Rettung verzeichnete man lädierte Knöchel wegen des glitschigen Terrains. Die Polizei meldete geringe Delikte, man hatte es hauptsächlich mit Diebstählen und Verlustanzeigen zu tun. Veranstalter Ewald Tatar zollte den Fans seinen Respekt: "Trotz des Regens in der Nacht sind nur wenige Festivalpassbesitzer abgezogen." Vor den Bühnen hatten sich tagsüber deutlich weniger Fans versammelt als am Freitag. Tatar haderte mit dem Wetter-Schicksal: "Hätte es am Samstagnachmittag nicht noch einmal geregnet, wäre alles nicht so ein Problem gewesen." Die Leute nahmen es mit Humor, spielten Schlammfußball oder nahmen gar ein Bad in der aufgeweichten braunen Erdmasse. Tageskartenbesitzer konnte man an der frischen Kleidung leicht ausmachen. Das Festival geht am Sonntag zu Ende. Den Schlusspunkt setzen die Toten Hosen. Sänger Campino wird seinen Geburtstag auf der Bühne feiern. Wer Placebo versäumt hat, kann das am 27. November nachholen. Da gastiert das Trio in der Wiener Stadthalle.
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