Die Nova-Rock-Bilanz: Veranstalter Ewald Tatar über die Wetter-Kapriolen zwischen Matsch und Sonnenschein, den Besucher-Rückgang und die Pläne für 2024.
ÖSTERREICH: Ihre Nova Rock Bilanz?
Ewald Tatar: Positiv: Wir hatten 200.000 Besucher. Aber es war schon eine unglaubliche Anspannung dabei. Weil ich täglich 25 Wetterberichte bekommen habe, jeder war anders und im Endeffekt hat keiner gestimmt. Das macht einen schon etwas unrund, weil man nie weiß was auf das Festival zukommt. Man musste eigentlich minütlich mit irgendetwas rechnen. Das erzeugt eine Anspannung, keine Nervosität: Vor allem wenn man hört, dass sie in Parndorf die Autobahn sperren und in Halbturn die Welt unter geht und man mitten drinnen ist. Da gibt es schönere Situationen. Im Vorjahr gab es eine Front die über uns drüber gezogen ist und das hatte man dann auch hinter sich, aber heuer war ständig alles offen. Bis zum letzten Act. Mich faszinieren die Fans. Da muss ich echt den Hut ziehen, denn es war heuer wirklich schlammig. Und trotzdem bedanken sie sich bei mir, dass sie dieses Festival erleben dürfen.
ÖSTERREICH: Ihr persönliches Highlight?
Tatar: Das Publikum. Ich habe durch diese Druckbildung, wo es ständig kleinere und größere Baustellen gab, sehr wenige Acts gesehen. Und da auch höchstens nur drei Songs. Und deshalb mag ich da kein Urteil abgeben, weil das wäre unfair. Nur soviel: Es war eine gute musikalische Mischung, die Großteils aufgegangen ist. Das Konzept wird definitiv so weitergehen.
ÖSTERREICH: Wie schwer ist es dafür 6 bis 8 Headliner zu bekommen?
Tatar: Es wird immer schwerer. Das ist mitunter auch der Grund warum wir für 2024 vorerst mal nur drei Tagen angekündigt haben. Sollt sich der der Super-Act für einen vierten Tag ergeben dann werden wir versuchen einen vierten Tag zu buchen. Es ist immer besser einen Tag anzuhängen, als einen zu kürzen.
ÖSTERREICH: Mit dem Falco-Tribute haben Sie sich auch einen Traum erfüllt. Welche Acts hätten Sie noch gerne am Nova Rock?
Tatar: Da gibt es schon ein paar, aber die werden nie am Nova Rock spielen. Hier geht es aber auch nicht um "Wünsch dir was", sondern um ein Festival (lacht). Da muss man gewisse Budgets halten und darf auch nicht mit dem Ticketpreis explodieren.
ÖSTERREICH: Haben Sie die Preise erhöht?
Tatar: Wir sind im Vergleich zum Vorjahr heuer von 199 auf 219 Euro gegangen. Als ca. 10 Prozent mehr.
ÖSTERREICH: Im Vorjahr kamen 225.000 Fans. Heuer waren es "nur" etwas knapp über 200.000 …
Tatar: Es ist kein Geheimnis und einfach unsere Situation, dass alle eine deutliche Mehrbelastung mit den täglichen Lebenskosten haben. Natürlich spüren das auch wir. Ein Festival ist keine Oase in der Zeit wo wir jetzt nun mal sind. Klarerweise wirkt sich das aus. Aber wir konnten das hohe Level der letzten 5, 6 Jahre halten. Es gibt Beispiele aus Nachbarländern, wo Festivals mit einem ähnlichen Line-UP abgesagt wurden. Da muss man schon auf Holz klopfen, denn das hätte auch anders ausgehen können.
ÖSTERREICH: Böse Zunge behaupten: Die Musik am Nova Rock ist eigentlich egal, es geht nur ja ums saufen und Party machen…
Tatar: Das gehört dazu: Ein Festival ist ein Happening, wo mittlerweile das alles dazugehört. Es ist nicht mehr so wie vor 40 Jahren z.B. beim Jazz-Festival in Wiesen, wo man mit Rolle Klopapier und einem Doppler Wein gekommen ist. Die Zeiten sind vorbei. Die Leute wollen unterhalten werden. Und wir haben das zu bieten. Und das tun wir auch. Und das macht ein Festival aus. Da sind wir mit dem Nova Rock nicht die Einzigen: Entertainments abseits der Bühnen gibt es überall.
ÖSTERREICH: 2024 ist ihr 20-jähriges Jubiläum mit dem Nova Rock. Wird das besonders gefeiert oder zählt man wegen der Corona-Pause anders?
Tatar: Das ist wirklich schwierig: Was tut man mit den zwei Festivals die nicht stattgefunden haben? Aber ich werde mir schon etwas überlegen.
ÖSTERREICH: Der Vorverkauf für 2024 ist bereits gestartet…
Tatar: Interessanterweise sind auch schon ein paar Hundert Tickets weg. Das wundert mich eigentlich. Das ist eine Überraschung.
ÖSTERREICH: Nova Rock 2024 geht am selben Wochenende wie der Auftakt der EURO über die Bühne. Wirkt sich das auf den Verkauf aus?
Tatar: Das hatten wir schon öfters. Die EURO und auch die WM werden eigentlich immer im Juni gespielt. Da ist das Nova Rock meistens am Start-Wochenende in den Genuss gekommen. Das haben wir auch überlebt und werden es auch 2024 überleben. Klar wünsche ich es unseren Kickern dass wir 2024 dabei sind, aber sie müssen nicht unbedingt das Eröffnungs-Spiel haben (lacht).
ÖSTERREICH: Traditionell gehen Sie zum Festival-Finale mit den ersten Acts für das nächste Jahr raus. Heuer gibt es nichts…
Tatar: Es hätte sich nichts aufgedrängt. Und es war auch nichts so schnell bestätigt gewesen. Ich habe mir aber auch keinen Druck gemacht und wollte auch nichts übers Knie brechen.
ÖSTERREICH: Wann ist das Festival für Sie abgeschlossen?
Tatar: Normal würde ich sagen nach der letzten Band, aber da das Wetter nach wie vor unstabil ist, bin ich wohl erst beruhigt wenn der letzte Besucher den Parkplatz verlassen hat. Der Regen ist nämlich auch nach der letzten Band noch ein Thema. Und vielleicht auch noch eine Herausforderung.
ÖSTERREICH: Sie haben es mit dem Nova-Rock-Dauerregen nun auch in die Tagespresse geschafft…
Tatar: Immerhin. Das ist schon sehr lustig.