Teil 2

Teil 2: Verdacht fällt auf Vater

10.08.2007

„Verzweifelte Jahre“. Die erste Kritik des Buches von Brigitta Sirny-Kampusch, Mutter von Natascha Kampusch. Teil 2: Verdacht fällt auf Vater.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/ Roland Schlager
Zur Vollversion des Artikels

Brigitta Sirny-Kampusch, die Mutter von Natascha Kampusch, hat am Dienstag ihr Buch über die Jahre der Entführung ihrer Tochter vorgestellt. Die 57-jährige Wienerin hat sich darin ihr Leid von der Seele geschrieben.

Lesen Sie hier die erste Kritik des neuen Buches: Teil 2

Der erste Hinweis
Das Wiener Sicherheitsbüro meldet sich bei Brigitta Sirny. Die Gruppe Fleischhacker übernimmt die Untersuchungen. Die Beamten benötigen einen persönlichen Gegenstand von Natascha. Wegen der DNA. Für die Suchhunde. Übrigens, sagt ein Kriminalist plötzlich. Es gibt eine Zeugin. Die hat angeblich gesehen, wie ein Mädchen in einen weißen Lieferwagen gezerrt wurde. Das hatte ich verstanden. Das war der erste Hinweis. An das klammerte ich mich. Wo ist sie? Unten, im Wachzimmer. Sie sollten da hingehen.

Kritik an Polizei
Immer wieder im Buch klagt Brigitta Sirny die Kälte der Polizisten an. Schon bei der Aufnahme der Vermisstenanzeige (ich hätte ihm eine betonieren können). Als Nataschas Mutter jetzt erneut ins Wachzimmer kommt, spürt sie dieses Gefühl wieder. Er (der Beamte, Anm.) tat, als wäre ich gar nicht da - er amtshandelte. Kümmerte sich um etwas Wichtigeres als um Muttergefühle - Alles an ihm war Gleichgültigkeit.

Schwanger in der Schule
Brigitta Sirny bekommt das erste Mal eine Injektion. Beruhigungsmittel. Dann muss sie ins Sicherheitsbüro. Eine stundenlange Befragung beginnt. Lebenslauf, Familie, Verwandte, Umwelt, Freunde, Finanzen. Jedes Detail kann wichtig sein. Nataschas Mutter erzählt. Von ihrer ersten Ehe, mit 18 geschlossen, aus der zwei Kinder stammen, Sabina und Claudia. Von Natascha, der Nachzüglerin, von deren Vater, von Brigitta Sirny im Buch immer nur abwertend als der Koch bezeichnet, mit dem ich nur zusammengelebt hatte, bis sie (Natascha, Anm.) sechs war.

Brigitta Sirny schildert, dass sie eigentlich Tischler werden wollte wie der Vater, aber damals sei das noch nicht so gewesen mit Frauen in Männerberufen. Also Modeschule. Hab mir mein Geld immer selber verdient. Gepfuscht, in einer Boutique, Uniformen für die AUA-Stewardessen, Kostüme für Stripperinnen, ....Wie ich schwanger geworden bin, war ich noch in der Schule. Ihrer Mutter gesteht sie es, als diese in Unterwäsche vor ihr steht: Ihr ist gleich der BH runtergefallen.

Nataschas Vater? Trinkt gerne
Brigitta Sirny beweist keine gute Hand für Männer. Ich habe mir immer die falschen Männer ausgesucht, Gleich der erste ein Säufer, der mit mein Geld weggenommen und auch schon einmal zugeschlagen hat.

Dann, der erste Seitenhieb auf Nataschas Vater: Der Koch? Auch einer, der gerne trinkt. Wir haben ein Lebensmittelgeschäft gehabt, mit Imbiss. Er ist draußen gesessen, beim Schnaps mit der Kundschaft. Ich hab bedient - Er hat auch immer Geld zum Spielen gebraucht. Lotto. Fünftausend Schilling in der Woche, statt dass er die Krankenkasse einzahlt. Einmal hat er mich noch beim Heimfahren aufgehalten und wollte die Tageslosung. Ich hab ihm die Scheine hingeschmissen, aus dem Autofenster raus. Geblieben ist nur der Konkurs.

Erster Verdacht fällt auf Vater
Am Wochenende vor dem Verschwinden, war der Koch mit Natascha in Ungarn. Seitdem war Nataschas Pass weg. Plötzlich fällt ein furchtbarer Verdacht auf Nataschas Vater. Hat er etwas mit der Tat zu tun? Brigitte Sirny will sich nicht erinnern, wer den Verdacht als Erster aussprach. Sie? Reporter? Die Journalisten gehörten in die Wohnung wie Möbel ....

Der Koch hat sich immer schon mit komischen Leuten abgegeben, sagte ich. Aus der untersten Schublade bis zum Generaldirektor. Das waren alles seine Freunde. Mein Gefühl wurde immer dichter. Der Koch steckte da irgendwie mit drinnen.

Später meldet sich ein Freund am Telefon. Weißt du, dass der Koch in der Trafik hunderttausend Schilling Schulden hat?

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel