Künstlersterben

Theatermann Robert Jungbluth ist tot

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Das Sterben in der österreichischen Kulturlandschaft nimmt kein Ende. Theatermanager Robert Jungbluth wurde 80 Jahre alt.

Tod kurz vor Geburtstag
Der österreichische Theatermanager Robert Jungbluth ist am Samstag (3.1.), wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag, nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Dies hat das Theater in der Josefstadt, dessen kaufmännischer Direktor Jungbluth elf Jahre lang gewesen ist, am Montag in einer Aussendung bekanntgegeben.

Vielseitiges Leben
Erste Bühnenerfahrungen sammelte der am 5. Jänner 1928 geborene Wiener noch während seiner Lehrerausbildung als Statist und Kleindarsteller am Burgtheater. 1948 übernahm er im Wiener Stadtschulrat die Leitung des Schulgemeindereferates der Wiener Berufsschulen und 1950 die Geschäftsführung des österreichischen Institutes für Jugendkunde sowie die Programmierung kultureller Veranstaltungen der Wiener Stadthalle. Ab 1955 betreute er auch Veranstaltungen der Wiener Festwochen, seit 1960 als persönlicher Referent des Festwochen-Intendanten. 1964 wurde er Geschäftsführer und Direktor des Theaters an der Wien, gemeinsam mit Rolf Kutschera.

Stadthalle und Kino
1969 übernahm Jungbluth die Direktion der Wiener Stadthalle, wo er u.a. die Ausbauphase der Stadthalle (Stadthallenbad, Radstadion, Wiener Stadion) einleitete, aber auch mit der Führung von mehr als 40 Kinos (Kiba) in Wien und der Generalvertretung von Columbia und United Artists für Österreich die Verleih- und Kinosituation prägte.

Bundestheaterverband
1971 wurde Robert Jungbluth vom damaligen Unterrichtsminister Leopold Gratz zum Generalsekretär des neugegründeten Österreichischen Bundestheaterverbandes bestellt. In den 16 Jahren seiner Tätigkeit brachte Jungbluth unter anderem Herbert von Karajan zurück an die Staatsoper, reformierte die Ballettschule des Bundestheaterverbandes sowie die Dekorations- und Kostümwerkstätten und konnte den Dreischicht-Betrieb für das technische Personal durchsetzen. Auch die Aufhebung des "Vorhangverbots" im Burgtheater und der "Zehnjahresklausel" (die auf 18 Jahre verlängert wurde, nach denen eine Vertragsauflösung nicht mehr möglich ist) wurden in Jungbluths Amtszeit beschlossen.

Vorzeitige Vertragsauflösung
Mit fünf zuständigen Ressortministern, drei Burgtheater-, drei Volkstheater- und sechs Staatsopern-Direktionen arbeitete Jungbluth bis 1987 zusammen. Daraufhin ersuchte er um vorzeitige Auflösung seines bis 1993 geltenden Vertrags als Generalsekretär der Bundestheater, um 1988 als Geschäftsführer gemeinsam mit Otto Schenk (ab 1997 mit Helmuth Lohner) in die Direktion des Theaters in der Josefstadt einzutreten. Als solcher ließ er u.a. den mittlerweile wieder abgetretenen Rabenhof als Spielstätte adaptieren, fixierte eine bauliche Generalsanierung des Hauses und brachte zu Stande, dass die Theater-Betriebsgesellschaft auch die traditionsreichen Gebäude in der Josefstädterstraße aus Bankenbesitz erwerben konnte.

Salzburger Festspiele
Daneben war Jungbluth von 1971 bis 1987 Mitglied des Kuratoriums der Salzburger Festspiele, von 1982 bis 1995 gab er seine reichen Erfahrungen im Kulturmanagement als a.o. Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien weiter. 1999 legte Jungbluth, der im Jahr davor mit dem Ehrenring der Stadt Wien ausgezeichnet wurde, die kaufmännische Direktion der Josefstadt nieder, um die Geschäftsführung für das 2001 veranstaltete Wien-Gastspiel von Peter Steins gigantischem "Faust"-Projekt zu übernehmen. Als Gesellschafter blieb er aber weiterhin in der Direktion des Privattheaters und brachte 2005 seine Anteile in die neu gegründete Josefstadt-Stiftung ein.

Die Reaktionen auf den Tod von Robert Jungbluth lesen Sie auf der nächsten Seite

Reaktionen

Georg Springer
"Ohne Robert Jungbluth wären die Österreichischen Bundestheater nicht annähernd das, was sie heute sind", so Georg Springer, Leiter der Bundestheater-Holding. "Während seiner Amtszeit hat er entscheidende Maßstäbe gesetzt und wegweisende Entscheidungen zum Wohle des größten Theaterkonzerns getroffen, deren Früchte wir noch heute ernten." Jungbluth habe "sein" Theater geliebt und "das gesamte Leben und Wirken in seinen Dienst" gestellt.

Herbert Föttinger
Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger würdigte Jungbluth in einer Aussendung: "Er war von der Wichtigkeit und Notwendigkeit der Kunst überzeugt, geradezu besessen. Das machte ihn zu einem Ausnahme-Kulturmanager."

Claudia Schmied
Der verstorbene Theatermanager Robert Jungbluth war für Kulturministerin Claudia Schmied (S) "einer der großen Innovatoren der heimischen Theaterwelt". Jungbluth "verstand es, die Tradition des klassischen Impressarios mit der des modernen Theatermanagers zu verbinden", und sei "Wegbereiter des modernen Kunstmanagements" gewesen, so Schmied.

Andreas Mailath-Pokorny
"Robert Jungbluth war ein großer Theatermann, eine zentrale Figur des österreichischen Theaterlebens," reagierte am Montag Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betroffen auf den Tod des Kulturmanagers. "Er war ein Erneuerer, Reformer und Ermöglicher. Als Direktor hat er die wichtigsten und größten Theaterhäuser Wiens geleitet, hat sie gelenkt und geprägt wie kein anderer, hat ihre Entwicklung vorangetrieben und ihnen zu Aufschwung und Erfolg verholfen", schloss Mailath. Jungbluths Verdienste für die Theaterlandschaft wurden u. a. mit dem Ehrenring der Stadt Wien im Jahr 1998 gewürdigt.

Silvia Fuhrmann
Die Kultursprecherin der ÖVP, rühmte die zahlreichen kulturellen Verdienste Jungbluths: „Mit ihm verliert Österreich eine markante Persönlichkeit des Kulturlebens.“

Dr. Heinz Fischer
Mit Betroffenheit reagierte Bundespräsident Dr. Heinz Fischer auf den Tod Robert Jungbluths und würdigte die vielfältigen, bleibenden Akzente des Kulturmenschen. Die beiden verband eine jahrzehntelange Freundschaft.

Foto: (c) APA

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