Chor des Bayerischen Rundfunks & Staatskapelle Dresden beisterten.
Auch im Konzert knüpft Christian Thielemann an sein "Parsifal"-Konzept (Bild oben) an und verdeutlicht jenen musikalischen Stil, der für die Salzburger Osterfestspiele vielleicht prägend werden wird: Großer chorischer und orchestraler Klang, tendenziell langsam und breit fließend, dafür detailreich schillernd. Der Gestus ist nobel und gelassen und ohne spektakuläre Effekte. Dies jedenfalls ist das Klangbild, mit dem die neuen künstlerischen Gestalter der Salzburger Osterfestspiele gestern, Montagabend, "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms im Großen Festspielhaus wiedergaben.
Thielemann nahm sich Zeit
80 Minuten dauerte das Brahms-"Requiem", und das ist viel. Thielemann nahm sich Zeit, das siebensätzige Werk atmen und wirken zu lassen. Es ist eher der introvertierte Blick auf Brahms, der den Dirigenten interessiert. Selbst in den gigantisch-wuchtigen Passagen - etwa "Denn alles Fleisch, es ist wie Gras" oder "Denn wir haben hie keine bleibende Statt" - verzichtet Thielemann auf die ganz große Geste. Viele Dirigenten, Chöre und Orchester drücken an diesen Stellen spektakulär auf die Tube, um maximale Wirkung herauszuholen, was - keine Frage - auch seine Reize hat. Und doch: Die Noblesse dieser Interpretation entfaltete gestern Abend fast spirituelle Kraft.
Musikalischer Hochgenuss in der Mozartstadt
Kongenialer und unverzichtbarer Partner für dieses Klangkonzept war der Chor des Bayerischen Rundfunks aus München. Chorleiter Florian Helgath hat alle vier Stimmlagen hervorragend auf Brahms und Thielemanns Interpretationskonzept eingeschworen. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles da zur rechten Zeit. Christiane Karg und Michael Volle gaben ihre Arien nicht weniger souverän, vor allem der Bariton fiel mit individuell gestalteter, etwas abgesetzter, aber groß klingender Stimmführung auf.
Musiker verzauberten Publikum
Knapp dahinter die Staatskapelle Dresden. Auch sie folgte den Zeichen Thielemanns willig, auch wenn konsequentere Piani und dezentere Einsätze vor allem bei den Bläsern ebenso vorstellbar gewesen wären, wie noch mehr an samtig-warmem Streicherklang. Trotzdem: Auch das Orchester leistete seinen Beitrag zu einem (dem Werk entsprechend zögerlich aber dankbar beklatschten) Brahms in bester Karajan'scher Klangtradition.