ÖSTERREICH: „Der Riese vom Steinfeld“ war zuerst eine Oper, die an der Wiener Staatsoper uraufgeführt wurde. Jetzt wurde daraus ein Theaterstück. Wie unterscheidet sich dieses von der Oper? Peter Turrini: Mehr Text, weniger Musik (lacht)! Nein, im Ernst, es ist einfach die neue Version eines alten Stoffes.
ÖSTERREICH: Die Geschichte vom Riesen ist authentisch … Turrini: Meine Stücke sind immer eine Mischung aus Vorfindung und Erfindung. Der Riese ist ein Dorfjunge aus dem Salzkammergut, der um 1880 lebt, 2 Meter 40 misst und von den Dorfbewohnern ausgestoßen wird, weil sie nur ihr eigenes Maß ertragen. In der Folge wird der Riese als menschliche Skurrilität von einem europäischen Hof zum anderen geschleppt. Mit 26 kehrt er zurück ins Dorf, stirbt, und plötzlich interessiert sich ein berühmter Professor für sein Skelett. Die Dorfbewohner merken, dass sie eine Zelebrität eingegraben haben, bauen ihn als Puppe nach und ernennen ihn zum Säulenheiligen des österreichischen Fremdenverkehrs. Bis heute gibt es das „Gasthaus zum Riesen“.
ÖSTERREICH: So ist das Stück auch eines über die Anfänge des heimischen Tourismus … Turrini: Es ist auch eine Geschichte über den Beginn der Industrialisierung des Fremdenverkehrs. Nach dem Tod des Riesen gab es eine Riesin namens Rositta, aber die interessierte die Menschen weniger. Die neue Attraktion war eine technische – das Riesenrad.
ÖSTERREICH: Das Thema Zurschaustellung und Voyeurismus ist im Medienzeitalter aktueller denn je … Turrini: Der Vorgang des Ausstellens von Menschen – meist sind das heute Prominente oder solche, die sich dafür halten – hat an Geschwindigkeit enorm zugelegt. Kuriositäten tauchen auf und verschwinden wieder. Noch nie wurden so viele Menschen so vielen Menschen vorgeführt.
ÖSTERREICH: Auch Politiker werden immer „kurioser“ … Turrini: (lacht) Aber diese Politiker, die sich selbst ins Licht der Vorführung drängen, sind grundsätzlich etwas kleiner als unser Riese.
Diese Seite verwendet Cookies. Für eine uneingeschränkte Nutzung der Webseite werden Cookies benötigt.
Sie stimmen der Verwendung von Cookies durch Anklicken von "OK" zu.
Nähere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen und unter dem folgenden Link "Weitere Informationen".
Wir nutzen Cookies dazu, unser Angebot nutzerfreundlich zu gestalten,
Inhalte und Anzeigen zu personalisieren und die Zugriffe auf unserer Webseite zu analysieren.
Marketing Cookies Wir setzen Marketing Cookies ein, um unseren Usern relevante und nützliche Werbung präsentieren zu können.
Statistik Cookies Wir setzen Statistik Cookies ein, um nützliche Erkenntnisse darüber zu gewinnen,
wie unsere Sites genutzt werden, sodass wir sie in Folge weiter verbessern können.
Technisch notwendige Cookies
Diese Cookies sind für die grundlegenden Funktionen der Website zwingend erforderlich und können nicht deaktiviert werden.