Legende
US-Rock-Pionier Ike Turner gestorben
12.12.2007
Der US-amerikanische Rock-Pionier Ike Turner ist am Mittwoch im Alter von 76 Jahren gestorben.
Der frühere Ehemann und Gesangspartner von Tina Turner gilt als Wegbereiter des Rock'n'Roll. Er entdeckte Anna Mae Bullock, die sich später in Tina Turner umbenannte, und gründete mit ihr das erfolgreiche Duo The Ike and Tina Turner Revue. Später war seine Frau erfolgreicher als er selbst. Die turbulente Ehe der beiden wurde 1978 geschieden. Tina Turner reagierte über ihre Sprecherin mit knappen Worten auf die Todesnachricht.
Keine Stellungnahme von Tina Turner
Tina Turner habe die
Todesnachricht erhalten, sagte die Sprecherin. "Sie hatte mit ihm seit 35
Jahren keinen Kontakt. Es wird keine weitere Stellungnahme geben." Die
Promi-Website TMZ.com berichtete, Ike Turner sei in seinem Haus in San
Marcos bei San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben. Demnach hieß
es aus Turners Umfeld, er sei vermutlich im Schlaf gestorben. Turner gilt
wegen seines 1951 entstandenen Songs "Rocket 88" als Wegbereiter des
Rock'n'Roll.
Talentesucher
Ike Turner wurde am 5. November 1931 in Mississippi
geboren. Seine Musikkarriere begann er bereits als Kind Ende der 30er Jahre,
als er Klavierunterricht beim legendären Bluesmusiker Pinetop Perkins nahm.
Ende der 40er Jahre gründete er seine erste Band, The Kings of Rhythm, und
zog nach St. Louis im Bundesstaat Missouri. Er arbeitete zunächst als
Talentsucher für verschiedene Plattenfirmen und entdeckte unter anderem
Howlin' Wolf und Elmore James. Am meisten Eindruck machte auf ihn jedoch
Anna Mae Bullock: Die junge Sängerin aus Nutbush in Tennessee fiel durch
ihre besondere, rauchige Stimme auf. Turner nahm sie als Background-Sängerin
in seine Band auf - später wurde sie ein Weltstar.
Scheidungskrieg mit Tina
1960, als Anna gerade von Ike schwanger
war, landete sie ihren ersten großen Hit, "A Fool in Love". Sie benannte
sich in Tina Turner um, heiratete Ike 1962 in Mexiko und landete in den
folgenden Jahren eine Reihe weiterer Hits, darunter der von Phil Spector
produzierte Song "River Deep Mountain High" und "Nutbush City Limits". Das
Paar trennte sich 1976 nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung und ließ
sich zwei Jahre später scheiden. Die Scheidungsschlacht brachte eine herbe
Niederlage für Tina Turner: Ike erhielt alleine das während der Ehe
gemeinsam verdiente Vermögen zugesprochen.
"Geschlagen, nicht verprügelt"
Tina Turner warf
ihrem Ex-Mann in ihrer 1986 erschienenen Biografie vor, sie mehrere Jahre
lang brutal misshandelt zu haben. Ike Turner stritt die Vorwürfe ab, räumte
jedoch 2001 in einem Buch einiges ein: "Sicher, ich habe Tina geschlagen. Es
gab Momente, da habe ich sie ohne nachzudenken zu Boden geschlagen. Aber ich
habe sie nie verprügelt."
Für die Ehe der Turners interessierte sich auch Hollywood, 1993 entstand der nach einem Hit von Tina Turner benannte Film "What's Love Got To Do With It". Die Hauptdarsteller Laurence Fishburne und Angela Bassett wurden 1994 für den Oscar nominiert.
Doch der Rockmusiker sah sich verzerrt dargestellt. "Ich habe viel Falsches getan", sagte Ike Turner einmal in einem Interview. "Ich kann mich nur bei den Menschen entschuldigen, denen ich wehgetan habe. Aber ich bin nicht der Typ, den man in dem Film sieht. Nicht einmal annähernd."
Comeback-Versuch
In den 80er Jahren versuchte Turner noch einmal
an seinen früheren Ruhm anzuknüpfen, doch er fiel eher durch Drogen- und
Alkoholmissbrauch auf musste für mehrere Jahre ins Gefängnis. So konnte er
auch 1991 nicht persönlich bei der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of
Fame dabei sein - stellvertretend nahm Tina Turner die Ehrung entgegen. Nach
seiner Entlassung in die Freiheit 1993 konnte Ike Turner dann doch noch
einmal seine Karriere in Schwung bringen und noch kurz vor seinem Tod einen
Erfolg feiern: In diesem Jahr wurde er für das Blues-Album "Risin' With the
Blues" mit dem Grammy ausgezeichnet.