Ein zeitgemäßes Update benötigt Wolfgang Bauers einstiges Skandal- und heutiges Kultstück "Magic Afternoon" nicht: Der Text über den sinnentleerten Nachmittagstrott, den zwei junge Paare in ihrer Antriebslosigkeit ausloten, wird so schnell nichts von seiner Gültigkeit verlieren. Speziell, wenn es wie bei der gestrigen Premiere im Schwarzen Salon des Wiener Volkstheaters um ein schnörkelloses, ganz der inneren Dynamik verpflichtetes Nachspiel geht. Wobei man Milos Lolics Adaption auch den Charakter eines Vorspiels attestieren könnte, schien doch etwas zu fehlen.
Vier Schauspieler auf der Bühne Mit Ablenkungen hatten allerdings weder Publikum noch die vier Schauspieler zu kämpfen. Ein rosa Ungetüm von einem Sofa bot eben gerade so viel Platz, dass Charley, Birgit, Joe und Monika darauf herumlümmelnd ihren Gedanken freien Lauf lassen konnten. Nur was tun mit der Zeit und eigenen Energie, die stets wie ein Vogerl wieder zu entfleuchen schien? Lust auf Kino - eher Fehlanzeige; schwimmen oder gar spazieren gehen - mindestens ebenso mühsam. Dann doch lieber die elterliche Abwesenheit nutzen und zwischen Alkohol- und Drogenkonsum pendeln, Sticheleien in Gewalttätigkeit ausarten lassen und das "Schluss machen" zelebrieren.
Im Dialog mit dem Publikum Großteils blieben die rüden und sprunghaften Dialoge direkt an das Publikum gewandt, konnten aber vor allem Christoph F. Krutzler als verhinderter Schriftsteller Charley und Nina Horvath als Birgit ihre beziehungstechnischen Spannungen mit stierendem Blick in die Sesselreihe kurzweilig und glaubhaft vermitteln. Das, was an Bewegung fehlte, wurde durch zwischenzeitliche Ausbrüche kompensiert, als etwa Joe (Robert Prinzler) seiner Monika (Andrea Bröderbauer) quasi zufällig die Nase brach. Das Blut spritzte, der Blick von Monika blieb süffisant-gelangweilt. Applaus für solide Darstellung Sukzessive entglitt dann die vorgetäuschte Ruhe, wurde ein bekifftes Indianerspiel der übermotivierten Herren zum Gewaltexzess an der verbleibenden Freundin, der allerdings für Joe ernste Konsequenzen nach sich zog. Die gepflegte Tristesse hatte ein vorläufiges Ende, der juvenile Wahnsinn kapitulierte vor der Endgültigkeit des Todes. Und auch Lolics Inszenierung, die abseits des zwischen minimalem Gestus und betonter Körperlichkeit changierenden Spiels seiner Schauspieler nur mit dezentem Vogelgezwitscher aus der Konserve Akzente setzte, zeigte sich scheinbar begnügt damit, vereinzelte Schockmomente mit Bauers sprunghafter Abbildung des jugendlichen Übermuts zu verknüpfen. Am Ende gab es ansprechenden Applaus für eine solide Darstellung und ein inneres Zwicken angesichts einer vertanen Chance.
( Christoph Griessner/APA)
Info Alle Informationen rund um das Stück "Magic Afternoon" finden Sie unter www.volkstheater.at.
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