Nach zehn Jahren

Wagner ohne Bombast in Weimar

02.01.2013

Nike Wagner verabschiedet sich als Leiterin des Kunstfests Weimar.

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Nach zehn Jahren verabschiedet sich die Leiterin des Kunstfests Weimar mit einem Wagner-Programm. Nike Wagners Urgroßvater Richard soll dabei ohne Bombast gefeiert werden. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa äußert sich sie über die Planungen für das Kunstfest in ihrem Abschiedsjahr.

dpa: Frau Wagner, Sie haben dem Kunstfest Weimar über zehn Jahre ihren Stempel aufgedrückt. Im Sommer 2013 soll das letzte Festival unter ihrer Leitung sein. Warum der Abschied?

Nike Wagner: " 'Zehn Jahre sind genug!' - mit dieser Erkenntnis hat Pierre Boulez einst seinen Abschied von den New Yorkern Philharmonikern genommen. Da habe man sein Bestes gegeben. Dieses Gefühl trifft auch für mich zu. Jetzt würde ich ein neues Konzept fürs Weimarer Kunstfest entwerfen wollen. Aber das sollen andere tun."

dpa: Die Geschichte Weimars ist - wie die von Bayreuth - eng mit Ihren Ahnen Franz Liszt und Richard Wagner verbunden. Ururgroßvater Liszt war Pate und Mottogeber des Kunstfestes. Wie reiht sich Urgroßvater Wagner in den Reigen ein?

Nike Wagner: "Es gibt eine Karikatur, die Liszt beim Aufklopfen eines Eis zeigt. Aus der Schale streckt Wagner seinen Kopf heraus. Liszt war der unentbehrliche Helfershelfer für Wagner, half ihm gleichsam ans Tageslicht. Und ins Rampenlicht. Da steht er nun auch fürs Kunstfest im Wagnerjahr 2013. Nachdem wir Liszt 2012 noch einmal groß gefeiert haben mit der 'Via Crucis'-Inszenierung von Robert Wilson, feiern wir jetzt seinen Schwiegersohn, aber ohne Bombast und hohe Dramatik: Wagner aus der Sicht zeitgenössischer Künstler."

dpa: Vor Jahresfrist sagten Sie sinngemäß: Das Kunstfest kann im Wagner-Jubiläumsjahr nicht den falschen Ehrgeiz haben, mit berühmten und teuren Wagner-Sängern und großen Opernhäusern gleichziehen zu wollen. Wie wollen Sie die Quadratur des Kreises durchbrechen und trotz engen Finanzrahmens ein Programm anbieten, das aufhorchen lässt?

Nike Wagner: "Ich habe ein vielfältiges, alle Kunstsparten einschließendes Wagner-Programm entworfen - quasi ein Gesamtkunstwerk. Da sind Konzerte, Filme, Installationen, Tanz, Theater, Diskussion dabei. Jetzt geht es in der Tat 'nur noch' um die Realisation - das heißt, ich bin auf der dringenden Suche nach Wagner-Financiers. Wo ist ein König Ludwig III.?"

dpa: Spielt dabei "Lohengrin" eine Rolle, die Oper, die Hofkapellmeister Franz Liszt 1850 in Abwesenheit seines Freundes und späteren Schwiegersohnes Richard Wagner in Weimar uraufgeführt hat?

Nike Wagner: " 'Lohengrin' ist das Wagner-Kapital Weimars. Damit wird gewuchert. Neben die 'Lohengrin'-Neuinszenierung des Staatstheaters stellen wir Lohengrin-Projekte - darunter eine begehbare Lohengrin-Installation, eine Lohengrin-Ausstellung 'Mein lieber Schwan' und die Kammeroper 'Lohengrin' des großartig klangsensiblen Komponisten Salvatore Sciarrino aus dem Jahr 1983."

dpa: Wie sehen Sie das Kunstfest nach Ihrem Weggang finanziell aufgestellt? Auch in puncto Sponsoren, wo Sie vieles in Bewegung gesetzt haben?

Nike Wagner: "Das nächste Kunstfest erhält dieselbe staatliche Unterstützung wie meine 'pèlerinages', kann aber an der Infrastruktur sparen, da es als 'neue Sparte' dem Deutschen Nationaltheater angegliedert wird. Es steht also auf ziemlich stabilen Füßen. Keiner wird mehr so verrückt sein, einer neuen 'Kunstperiode' für Weimar nachzujagen - die nicht finanzierbar ist."

dpa: Gibt es schon konkrete Pläne nach dem Kunstfest, wo Sie mitmischen und sich einmischen wollen?

Nike Wagner: "Es gibt verschiedene Pläne und Absprachen. Aber ich bin 'noch zu haben' und wäre zum Beispiel auch weiterhin gern für Weimar oder Thüringen tätig."

(Das Gespräch führte Antje Lauschner)

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