Im Interview erzählt der Staatsopern-GMD von der Ehrenkreuzverleihung in der Hofburg, seiner Bhutan-Reise, Strauss, Wagner und dem Neujahrskonzert.
ÖSTERREICH: Sven-Eric Bechtolf beschrieb in seiner Laudatio in der Hofburg Ihre beiden „Ichs“: das ausgelassene des Gastgebers, Weinkenners und Motorbootkapitäns. Und das disziplinierte des Asketen. Erkannt? Franz Welser-Möst: Dieser Beruf braucht Disziplin. Andererseits bin ich nicht 365 Tage Dirigent … Aber Weinkenner ist übertrieben. Ich trinke gern ein gutes Glas Wein. Neulich hat mir ein Freund einen Roten von Johann Schwarz mitgebracht – hervorragend! Und das ist ja auch Teil unserer Kultur. Apropos Kultur: Ich habe kürzlich zum Bundespräsidenten gesagt, wir sollten die Pflege der Kultur in die Verfassung aufnehmen.
ÖSTERREICH: Diese Idee hatten Sie in Bhutan, wo Sie gerade bergsteigen waren … Welser-Möst: Die sprechen dort von einem Bruttonationalglück. Und dessen wesentlichster Pfeiler ist die Pflege der Kultur und Tradition.
ÖSTERREICH: Verfassungsmäßige Pflege von Tradition ist aber etwas gefährlich: Dann sagen die „Musikantenstadl“-Macher, wir stehen in der Verfassung … Welser-Möst:(lacht) Natürlich, da könnte auch jemand sagen: Korruption hat bei uns Tradition, nehmen wir das auch in die Verfassung!
ÖSTERREICH: Sie haben in Bhutan Fünftausender bezwungen. Was bringt Ihnen das Bergsteigen? Welser-Möst: Totales Ausklinken, ich habe zwei Wochen keinen Handy-Empfang, man kommt der Welt etwas abhanden … Ohne Berge könnte ich nicht überleben.
ÖSTERREICH: Am Samstag kommt „Die Frau ohne Schatten“ wieder. Die Richard-Strauss-Pflege ist Ihnen sehr wichtig … Welser-Möst: Die Wiener Staatsoper ist das einzige Haus der Welt, das so viele Strauss-Stücke aufführt. Und dass wir so ein „Riesending“ wie Die Frau ohne Schatten im Repertoire haben, unterstreicht die Ausnahmestellung, die wir weltweit haben. Das sollte man – im bhutanischen Sinn – pflegen.
ÖSTERREICH: Ab wann bereiten Sie sich aufs Neujahrskonzert vor? Welser-Möst: Das geht schon los … Es gibt ja 2013 zwei Jahresregenten: Wagner und Verdi. Und man darf nicht vergessen, dass es Johann Strauß war, der Wagner zum ersten Mal in dieser Stadt aufgeführt hat, und zwar den Pilgerchor im Wiener Prater!
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