An der Wiener Staatsoper diskutierten André Heller und Franz Welser-Möst.
Ein „Talk“ der kultiviertesten Art ereignete sich am Wochenende in der Wiener Staatsoper: GMD Franz Welser-Möst lud den Multimediakünstler André Heller zum Gespräch über Mensch- und Künstlerwerdung. Heller bezeichnete sich als „Auslage in Arbeit“. Als ein sich „lernend stets Verändernder“. So habe er etwa sein Image als rhetorisch brillanter „Knockoutboxer“ längst überwunden. O-Ton Heller: „Wenn mir einer sagt, bleib’, wie du bist, schicke ich ihm den Anwalt.“ Und: „Der Karl Kraus hatte als jemand, der sich ausschließlich an Misslungenem hochrankte, mit seinen Hasserektionen einen nachhaltig-schrecklichen Einfluss auf das geistige Klima dieses Landes.“
Sucht. Hierzulande sei nach wir vor „nicht etwa die Drogensucht, sondern die Sucht nach Leid“ die größte Abhängigkeit.
Franz Welser-Möst sprach sehr offen über die Tücken seines Berufs: über die Orchester-„Meute“, die neue Dirigenten gerne „lebend verspeist und wieder ausspuckt“. Über den „Pendelverkehr zwischen Bett und Toilette“ in schlaflosen Nächten vor wichtigen Premieren. Über Enttäuschungen und über Fehler, die man bei sich selbst sucht und findet, und damit einhergehende „Schweißausbrüche“. – Als Staatsopern-Livestream nachzuhören.