"Don Carlo"

Welser-Möst: "Verdi ist ein Operngott"

12.06.2012

GMD Franz Welser-Möst dirigiert ab Samstag Verdis „Don Carlo“ an der Staatsoper.

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Als letzte Premiere der Saison geht am Samstag Verdis Don Carlo, die Vertonung von Schillers Politthriller und Familiendrama, in der vieraktigen Mailänder Fassung über die Bühne der Staatsoper. Franz Welser-Möst im Interview:

ÖSTERREICH: Sie dirigieren Ihre erste Verdi-Premiere an der Wiener Staatsoper. Warum so spät?
FRANZ WELSER-MÖST (lacht): Ich bin ja erst seit zwei Jahren hier. Ich habe in Zürich viele Verdi-Opern dirigiert: Natürlich Don Carlo, aber auch Macbeth, Traviata, Maskenball, Aida und Falstaff. Verdi gehört für mich zu den Operngöttern; wie er den Text behandelt und mit den Figuren umgeht, erinnert an Mozart. Don Carlo ist eine meiner Lieblingsopern – neben Così fan tutte und Parsifal.
ÖSTERREICH: Von „Don Carlo“ sind sieben Versionen von Verdi erhalten. Warum haben Sie die vieraktige Mailänder Fassung gewählt?
WELSER-MÖST: Die Mailänder Fassung ist die dramaturgisch stringenteste, kompakteste Version. Die Staatsoper ist das größte Repertoirehaus der Welt, und der italienische Don Carlo war immer eines der beliebtesten Stücke hier. Hinzu kommt, dass wir auch den fünfaktigen französischen Don Carlos in Peter Konwitschnys Regie  spielen. Das Publikum hat also den Luxus, die beiden Fassungen zu vergleichen.
ÖSTERREICH: Die Regie besorgt Daniele Abbado – ein Gegengewicht zu Konwitschny?
WELSER-MÖST: Die Regie soll handwerklich ordentlich und Repertoire-tauglich sein. Wir können nicht nur Inszenierungen von Konwitschny oder Peter Stein spielen, das würde das Publikum auch nicht wollen.
ÖSTERREICH: Sie sind nun seit zwei Jahren Generalmusikdirektor der Staatsoper …
WELSER-MÖST: Es waren zwei intensive Jahre, in denen ich sehr schöne Vorstellungen erlebt habe: die Eröffnungspremiere mit Cardillac, Die Frau ohne Schatten, Aus einem Totenhaus in Konwitschnys Regie. Aber auch die Tosca, die ich letzte Woche übernommen habe, war grandios. Ich habe ohne Probe dirigiert, da muss man sein Handwerk können, das ist nicht mehr selbstverständlich. 2013 ist ein gnadenloses Jubiläumsjahr, da dirigiere ich Wagners Tristan, den Ring, Parsifal und einige Verdi-Opern. Am 1. Jänner dirigiere ich wieder das Neujahrskonzert, da werden auch die Jahresregenten gewürdigt.
ÖSTERREICH: Warum dirigiert Nikolaus Harnoncourt nicht an der Staatsoper?
WELSER-MÖST: Weil er nicht will. Er hat schon nach der Zauberflöte vor 24 Jahren gesagt, dass er hier nicht mehr dirigieren will, wenn er nicht in jeder Vorstellung dieselbe Orchester- und Chor-Besetzung hat, mit der er geprobt hat. Das ist fast unmöglich.
 

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