Rosen und Regen
Weltmusikkonzert fiel ins Wasser
15.05.2010
Zehn heimische Formationen ritterten um das heimische Publikum.
Bands mit Integrationshintergrund aus dem Kongo und Brasilien, Witterung wie in Nordfinnland: Das "Into the City"-Konzert im Rahmen der Wiener Festwochen ist am Samstag unter keinem guten Stern gestanden. Der stabile Dauerregen, der pünktlich zu Konzertbeginn eingesetzt hatte, minimierte die Besucherzahl auf den überschaubaren Umfang einer Clubsession. Überdies musste mit "Balkan Beat Box" einer der Hauptacts kurzfristig absagen - der Sänger Tomer Yosef war am Vortag von einer Bühne gestürzt.
Zehn heimische Formationen
Als internationale Band, welche die
zehn heimischen Formationen, allesamt mit Migrationshintergrund,
unterstützte, blieb somit nur Ojos de Brujo aus Barcelona über. Aber auch
ohne importierte Weltmusik zeigte sich am Rathausplatz das breite Spektrum
heimischen crosskulturellen Schaffens. So bearbeitete der
brasilianischstämmige Jazzgitarrist Alegre Correa mit seiner Band
Melodiefragmente des Donauwalzers, während das "Vienna Rai Orchestra"
gemeinsam mit Akkordeonspieler Otto Lechner den kulturübergreifenden Mix auf
Instrumentenebene pflegte. Auch die Veteranen der Wiener Ethnomusik, die
Tschuschenkapelle, waren mit einem Kurzauftritt mit von der Partie - wie die
meisten Formationen auf der gigantischen Festwochenbühne etwas verloren
wirkend. Als Höhepunkt gelang es Russkaja mit ihrer Skapersiflage die Fans
zu wärmenden Bewegungen zu bringen.
Organisiert wurde das Konzert von der Festwochenschiene "Into the City", die heuer ihr Fünf-Jahres-Jubiläum begeht. Seit 2006 versucht man sich an niederschwelligem Kulturzugang für verschiedene Bevölkerungsgruppen, heuer erstmals mit einem Open-Air. "Bei schönem Wetter kann jeder auf Konzerte gehen", motivierte hierbei das Moderatorenduo Stermann & Grissemann das Publikum. Im Trockenen zu hören sind alle Bands neben zahlreichen weiteren auf der jüngst veröffentlichten CD "Migrant.Music.Vienna", deren Teilerlös Ute Bock und ihrer Flüchtlingshilfe zugutekommt.
Am Abend selbst erfreute sich jedenfalls die Aktion "100.000 Rosen" zumindest ebenso großer Beliebtheit wie das Geschehen auf der Bühne. Im Rahmen des Projekts "X-Change", das seit dem Vorjahr Prominente mit Migrationshintergrund in Schulen entsendet, um dort den Kindern etwaige Ängste vor "dem Fremden" zu nehmen, wurden die Blumen kostenlos an jene verteilt, die sich trotz Witterung vor die Tür gewagt hatten.
Blumenmosaik
Zur gestrigen Festwocheneröffnung hatte man neben
dem Burgtheater auf 2.000 Quadratmetern ein buntes Blumenmosaik zweier Hände
arrangiert. Am heutige Konzertabend wurden die Rosen dann in Rekordzeit von
Prominenten wie Schauspieler Karl Markovic, Society-Maskottchen Jeannine
Schiller oder Caritas-Direktor Michael Landau mit der Bitte an die Besucher
verteilt, die Rose einem fremden Nachbarn zu überreichen und so mit diesem
ins Gespräch zu kommen. Die meisten Besucher schienen viele dieser
unbekannten Nachbarn zu haben - wenn man von der Größe der von dannen
getragenen Sträußen ausgeht.