Der weltweit erste Investmentfonds für Kunstfotografie wurde eben in Wien gegründet. Die angestrebte Rendite liegt zwischen 10 und 15 Prozent.
"Der Art Photography Fund ist ein Versuch eine Brücke zwischen Finanz und Kunst zu schlagen, mit dem Ziel, nicht nur Sammler zu erfreuen, sondern auch Erträge zu erzielen." So präsentierten heute, Mittwoch, in Wien die Gründer und Initiatoren des Fonds, Friedrich Kiradi, der Geschäftsführer der MERIT Alternative Investments GmbH, der Kunsthändler Johannes Faber und sein Vizedirektor Alexander Spuller den laut den Betreibern weltweiten ersten Investmentfonds für Kunstfotografie.
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"Buy and Hold"
Der Fonds sei nach der "Buy and
Hold-Strategie" ausgerichtet, erläuterte Kiradi. Ziel ist nicht das Ver-
sondern das Einkaufen. Kunstfotografien werden von Galerien, Auktionen und
Privaten eingekauft und anschließend in säurefreie Kartons in Safes unter
notarieller Aufsicht verwahrt. Nur 10 bis 20 Prozent sind Umlaufbilder, die
in diversen ausgesuchten Museen ausgestellt werden oder von den Investoren
gegen eine geringe Versicherungssumme ins Büro gehängt werden können.
Hauptmarkt USA
Die Idee einen Fonds für Kunstfotografie zu
gründen, hatten Faber und Spuller vor einem halben Jahr. Faber beobachtete
die Wertsteigerung dieser Kunstsparte schon seit langem: Besonders in den
Vereinigten Staaten boomt der Markt für Kunstfotografie. "80 Prozent des
Marktes finden noch dort statt", meinte Faber. "Gespräche mit potenziellen
Anlegern wurden schon geführt", so Kiradi, "in den nächsten Wochen sollten
wir die Unterschriften bekommen."
Mindestinvestment: 70.000 Euro
Mit einem Mindestinvestment von
70.000 Euro richtet sich der Kunstfotografie-Fonds vor allem an
institutionelle Investoren, also Großanleger, wie Banken, Versicherungen
oder Dachfonds. Ziel ist es eine jährliche Rendite von 10 bis 15 Prozent zu
erwirtschaften, wobei der Fonds auf eine langfristige Strategie angelegt
ist. Vierteljährlich werden die ankauften Fotos anhand eines Kataloges von
unabhängigen Schätzgutachtern bewertet.
Klassische Moderne (1890 bis 1970)
Die Fondsgründer starten in
den nächsten Monaten mit dem Einkauf von Kunstfotografien. Dabei sind
besonders Werke der klassischen Moderne, konkret von 1890 bis 1970
interessant. Rund 75 Prozent der Investitionen fließen in diese
Stilrichtung. "Wertvoll sind vor allem kleine schwarz-weiß Bilder im A4-
oder A5 Format", sagt Faber. Mit den restlichen 25 Prozent wird
zeitgenössische Kunstfotografie angekauft. Es zählt zur
Investmentphilosophie der Fondsbetreiber, dass auch Werke von "Emerging
Artists", unterbewerteten Künstlern, gekauft werden sollen.
Wertbestimmung
"Den Wert eines Bildes kann man an verschiedenen
Faktoren erkennen", erläuterte Kiradi, "wichtig sind der Zustand des Bildes,
die Seltenheit, die Bedeutung des Fotografen und die Entwicklung des
Marktpreises." Besonders selten sind etwa sogenannte "Vintage"-Abzüge, die
zeitnahe zur Entstehung des Negatives abgezogen werden. Ob es sich um einen
Originalabzug vom Fotografen handelt erkennt man an Codes, Unterschrift oder
Stempel.
Renditen prinzipiell erzielbar
Dass die angestrebten Renditen
auch tatsächlich erzielbar sind, belegen die Fondsgründer etwa an einem Foto
des österreichischen Kunstfotografen Rudolf Koppitz (1884-1936). Die
durchschnittliche Wertsteigerung bei Auktionen seines 1925 entstandenen
berühmten Fotos "Bewegungsstudie" betrug von 1982 bis 2006 rund 19 Prozent
pro Jahr.