Jubiläum

Werner Herzog feiert 65. Geburtstag

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"Ich bin ein guter Arbeiter" sagt der Film-Doyen über sich selbst. Er hat über 60 Filme gedreht, Opern inszeniert und Bücher geschrieben.

Spannende Geschichten kann er von seinen Dreharbeiten in aller Welt erzählen. Dennoch wirkt er so, als wollte er sich schnell wieder seiner Arbeit zuwenden. "Während ich hier sitze, habe ich eigentlich fünf Filme herauszubringen", sagt er mit feinem Lächeln. Am 5. September wird der inzwischen in Los Angeles lebende Regisseur 65 Jahre alt.

Filmset
Am wohlsten fühlt sich Werner Herzog am Filmset. Wenn er sich in seinem neuen dokumentarischen Science-Fiction-Film "Encounters at the End of the World" mit Forschern am Südpol unterhält oder wenn er in der Dokumentation "Mein liebster Feind" beruhigend auf das jähzornige Schauspielgenie Klaus Kinski einredet - immer wirkt Herzog in seinem Element.

Leise Töne
Rund 60 Streifen hat der gebürtige Münchner seit Anfang der 1960er Jahre gedreht, mehrere Opern inszeniert und rund ein Dutzend Bücher geschrieben. "Ich habe immer ein Leben geführt mit uneingeladenen Gästen, mit Filmprojekten, die auf einmal da waren und denen ich nicht mehr durch Ausflüchte beikommen konnte", sagt Herzog. Als besessen will er sich aber nicht bezeichnen. "Ich bin sicher nicht ein Besessener mit Schaum vorm Mund. Ich bin ein guter Arbeiter, ich bin ein guter Soldat. " Deshalb liebt er auch keine lauten Worte, wenn er seine Filme dreht: "Bei mir am Set wird in der Regel immer ganz, ganz leise gesprochen - so wie wahrscheinlich unter Chirurgen in einem Operationssaal."

Hassliebe zu Kinski
Zu Herzogs berühmten Werken zählen die Filme mit Kinski, mit dem er als Jugendlicher sogar kurze Zeit gemeinsam in einer Pension in München wohnte: "Fitzcarraldo", "Nosferatu" oder "Aguirre, der Zorn Gottes". Leicht war es nicht, Kinski in den Griff zu bekommen, der während seiner Tobsuchtsanfälle oft seine Rolle hinschmeißen wollte. Doch Herzog konnte ihn mit leiser Stimme und unerschütterlicher Ruhe jedes Mal zum Weitermachen überreden. "Ich wusste, worauf ich mich einlasse und ich wusste auch immer, alles das, was an Skandalen und Katastrophen über ihn ins Tagesgeschehen herein kam, das würde keine Rolle spielen, weil hinterher würden wir einen Film auf der Leinwand haben, und der würde bleiben", beschreibt Herzog seine Hassliebe zu Kinski.

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So penibel Herzog als Regisseur arbeitet, so großzügig geht er mit der Wahrheit um. Auch wenn viele seiner Werke dokumentarisch wirken, sind sie oft inszeniert, weil die Wirklichkeit nicht seinen filmischen Vorstellungen entsprach. Wer die Fakten überprüfen will, beschimpft er als Buchhalter. Er wolle eine Wahrheit tieferer Art finden, "etwas was jenseits von Realität ist, jenseits vor allem von Fakten ist." Ekstatische Wahrheit nennt er das.

Opernregie
Überhaupt hat Herzog einen Hang zu großen Geschichten und Bildern, überwältigenden Emotionen und gewaltigen Inszenierungen, was auch in seiner Filmmusik zum Tragen kommt. Auch die Oper erschien ihm deshalb verlockend, obwohl er die Inszenierung der Wagner-Oper Lohengrin bei den Bayreuther Festspielen 1987 anfangs ablehnte. Doch Festspielleiter Wolfgang Wagner schickte ihm seine Lieblingsaufnahme des Werkes, die Herzog dann überzeugte: "Das ist so groß, an das muss ich mich heranwagen", beschreibt er seine Gefühle, die ihn damals zur Zusage bewegten. Es folgten weitere Opern-Aufträge in Catania, Paris und auch an der Mailänder Scala.

Autodidakt
Ausprobiert hat Herzog, der eigentlich Werner Stipetic hieß und aus Protest gegen den väterlichen Atheismus Katholik wurde, schon viel. Er arbeitete auf den Docks von Manchester, war Rodeoreiter und schuftete im Akkord als Stahlarbeiter. Das Filmhandwerk brachte er sich selbst bei. Zu seinen ersten Erfolgen zählt 1967 der Hauptpreis des renommierten Filmfestivals in Oberhausen für "Letzte Worte". Heute arbeitet er viel mit seinem Bruder Lucki zusammen, der Produzent in München ist. Die internationale Bedeutung des Neuen Deutschen Films der vergangenen siebziger und frühen achtziger Jahre ist nicht zuletzt Herzog geschuldet. Im eigenen Land ist er aber mittlerweile eher als Opern- denn als Filmregisseur anerkannt.

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