"Wetten, dass .. ?"

Erste Gottschalk-Show nach Samuels Unfall

11.02.2011

Samuel Koch wird auch 
in der Show in Halle Thema sein.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

In Halle an der Saale, wo die 193. Wetten, dass .. ?-Sendung über die Bühne geht, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Thema Nummer eins: Wie wird Thomas Gottschalk auf die Katastrophe in Düsseldorf – Kandidat Samuel Koch stürzte beim Sprung über ein Auto und ist seither gelähmt – reagieren? Denn klar ist: Der Unfall, nach dem Gottschalk erstmals in der Wetten, dass .. ?-Geschichte die Show abbrach, wird auch heute Thema sein.

Gottschalk lässt sich nicht in die Karten schauen. Die Pressekonferenz am Tag vor der Sendung fiel diesmal aus. Gut möglich, dass der Moderator noch an den richtigen Worten für die Sendung feilt.

Mit welchen Wetten er diesmal aufwartet, ist traditionell streng geheim. Klar ist nur: Risikowetten wie jene von Samuel Koch wird es in der Show ab sofort nicht mehr geben.

Wettshow mit Take That, Roxette & Naomi Campbell
Trotz gebremster Showfreude begeht man in Halle ein Jubiläum: Wetten, dass .. ? feiert seinen 30. Geburtstag – mit zahlreichen Stargästen. Take That samt Robbie Williams wiederholen ihren für Düsseldorf geplanten Comeback-Auftritt. Roxette kehren nach 15 Jahren auf die Bühne zurück. Udo Lindenberg (präsentiert Musical Hinterm Horizont) und Max Raabe spielen auf. Und auch Schauspielerin Maria Furtwängler nimmt auf Gottschalks Couch Platz.

30 Jahre "Wetten, dass .. ?": 192 Shows, 884 Wetten
In 30 Jahren und 192 Sendungen – exklusive morgen – gab es 884 Wetten, 757 Künstler und 1.030 Wettpaten. Die erste Wetten, dass .. ?-Sendung ging am 14. Februar 1981 in Düsseldorf über die Bühne, Thomas Gottschalk übernahm die Sendung am 4. April 1987 von Frank Elstner. Auch der Wetten, dass .. ?-Erfinder meldete sich zum runden Geburtstag zu Wort und ist sicher: "Wetten, dass .. ? ist nach wie vor Nummer eins der Unterhaltungsshows und ich hoffe, dass Thomas sie noch lange moderiert."

Seite 2: Samuels Vater spricht

Samuels Vater: "Es sah so einfach aus"
"Papa, ich will wieder gehen können", sagt Samuel Koch (23) kurz nach dem Wetten, dass .. ?- Unfall zu seinem Vater Christoph Koch.

Es ist der 4. Dezember 2010, 20.33 Uhr. Samuel liegt am Boden der Düsseldorfer Messehalle. Blut fließt aus seiner Nase. Fast neun Millionen TV-Seher sahen kurz zuvor, wie Samuel verunglückt: Mit seinen "Power-Ridern" versucht er einen Audi zu überspringen. Am Steuer sitzt sein Vater. Samuel springt zu kurz, touchiert mit dem Kopf die Vorderkante des Audi – zwei Halswirbel gebrochen. Gelähmt. Vielleicht für immer.

Erstmals spricht nun Christoph Koch im Stern über den Unfall und die letzten glücklichen Stunden mit seinem Sohn: "Wir hatten noch einmal ein wunderschönes Wochenende. Rein körperlich war das für Samuel kein Problem. Manchmal haben wir uns gefragt, ob das überhaupt jemanden interessiert, es sah so einfach aus."

Dabei war der Vater schockiert, als er Samuel das erste Mal über ein fahrendes Auto springen sah. "Ich habe ihm gesagt: "Wenn ihr damit zu Wetten, dass .. ? geht, gucke ich mir das nicht an." Und doch vertraute er dem 23-Jährigen, wird später sogar selbst in der Show ein Auto steuern. Jenen Audi A8, über den Samuel stürzen sollte. Lange haben Vater und Sohn über den Unfall gesprochen. Christoph Koch erklärte Samuel: "Wir haben es zusammen verbockt. Entweder bist du zu flach abgesprungen oder ich zu schnell gefahren. Oder beides."

In der Klinik: Quälende Schmerzen, Verzweiflung
Heute liegt Samuel in einer Spezialklinik im Schweizer Notwill bei Luzern. Er kämpft: "Sein Genick konnte brechen", schreibt der Stern, "sein Wille nicht". Doch: Samuel ist noch immer halsabwärts gelähmt. Will er eine Krankenschwester rufen, muss er mit Zunge und Mund ein Hilfsgerät bedienen. Alle zwei bis vier Stunden wird er umgelagert. Er muss gefüttert werden. Jede Mahlzeit nimmt eine Stunde in Anspruch. Seine Mutter, die sich beurlauben hat lassen, ist Tag und Nacht bei ihm: "Jetzt bin ich wieder ein Kind", hat Samuel zu seinen Eltern gesagt.

"Wir waren vom Leben verwöhnt", sagt sein Vater heute. "Wir kannten kein Leid. Immer wieder haben wir gesagt, wie gut wir es haben: ein Häuschen, wenn auch noch nicht bezahlt, vier gesunde Kinder, eine fröhliche Familie, in der sich alle verstehen. Wir waren auf der Sonnenseite des Lebens."

Will sich Samuel heute die Nase putzen, muss ihm seine Mutter helfen. Manchmal sind seine Schmerzen so schlimm, dass er ohnmächtig wird. Dann verliert er den Mut: "Ich habe keine Lust mehr, will hier raus."

"Schenk dem Papa, dass du wieder läufst ..."
Die Fortschritte, die er macht, sind klein: Er lernt, den Oberarmmuskel zu steuern. Dieser Muskel beugt den Ellenbogen. Einmal schaffte er es sogar, den kleinen Finger der rechten Hand zu bewegen. Vier Stunden dauert die tägliche Therapie. Samuel würde am liebsten rund um die Uhr Therapie machen. "Schenk dem Papa, dass du wieder läufst", flüsterte ihm seine Mutter zu: "Lässt sich einrichten", antwortete Samuel. Er will weiter kämpfen.

Seite 3: Neue Regeln bei "Wetten, dass .. ?"

Aus für Wetten mit Lebensgefahr
Schon kurz nach Samuels Unfall war klar: Sein Sturz wird Wetten, dass ..  ? dauerhaft verändern. Derart "hochsportive Wetten" mit hohem Unfallrisiko wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Gefahrenpotenzial prüfen
So wurde jetzt ein eigenes Team installiert, welches jede einzelne Wette auf ihr Gefahren-Potenzial überprüft. Jede angebotene Wette wird jetzt auf Schwierigkeitsgrad, Sicherheitsanforderungen und das mögliche Unfall-Risiko hin genauestens überprüft.

Die Wetten werden ab jetzt nach einem Punktesystem von 0 bis 3 benotet. "Kategorie 3 sind sportliche und akrobatische Wetten, bei denen Geschwindigkeit, Sportgeräte, Fahrzeuge eine Rolle spielen", erklärt ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Rückblickend sieht der Sendungsverantwortliche mit "Grausen" auf die vielen gefährlichen Wetten der Gottschalk-Show in den letzten Jahren zurück.

Externe Berater
Wenn sich das Gremium unsicher ist, dann wird sogar ein externer Sachverständiger hinzugezogen, "vor allem, wenn die Wettidee den Gebrauch von Spezialgerätschaften beinhaltet oder auf speziellen Sportarten basiert", so Bellut.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel